Das Brot zahlreicher kreativer Tonsetzer vom 20. Jahrhundert bis heute besteht im Schaffen von Filmmusik, die per se persönliche Entfaltung ja nur in Grenzen zulässt – es sei denn, der eigene Stil wäre bereits so ausgeprägt, dass auch enge Vorgaben eines Drehbuchs seine substanzielle Idiomatik nicht wesentlich zu ändern vermögen. Dies mag insbesondere auf die Schreibweise des Lemberger Komponisten Wojciech Kilar zutreffen (1932 – 2013). Nach einer Phase neoklassizistischer und serieller Experimente in den 1960er Jahren entwickelte der einstige Schüler von Nadia Boulanger, der vor seinen beiden Pariser Jahren in Kattowitz und Krakau bei Bolesław Woytowicz studiert hatte, seinen ganz eigenen expressiven Stil.

Kompositionstechnisch gesehen nahm er Anleihen bei der auch zu Anfang der 1970er Jahre noch hoch im Kurs stehenden Minimal Music der Schule von Terry Riley und La Monte Young, wobei sich auch sagen lässt, dass Kilar an deren europäischem Pendant zeitlich parallel strickte. Vom Minimalismus sind in seinem Werk vor allem die Parameter Motivik und Rhythmik geprägt, während er auf der anderen Seite harmonisch und hinsichtlich der strukturellen Formgebung eher auf traditionelle Elemente der Symphonik und der katholischen Kirchenmusik zurückgriff. Der in sich – bis in extreme Positionen – äußerst wandlungsfähige Personalstil des Lembergers blieb bei aller Vorliebe für das Experimentieren durchgängig erhalten und wurde bald zum Markenzeichen. Nicht ohne Grund arbeiteten Regisseure wie Krzysztof Kieślowski, Krzysztof Zanussi, Francis Ford Coppola und Roman Polański, um nur ein paar zu nennen – teils bis jetzt – gerne mit ihm zusammen.
Kinogängern in Polen ist die berückende sinnliche Melodik zur Verfilmung von Adam Mickiewiczs Versepos Pan Tadeusz im Ohr geblieben. Die aufgrund einer Tanzszene im Film komponierte Polonaise und Mrówki darin wurden beide zu Radioklassikern. Neben Klaviermusik wie den Drei Präludien mit Magdalena Prejsnar finden sich auf der Kompilation The Very Best of Kilar (DUX 0906/0907) von 2012 auch wichtige kirchenmusikalische Chor- und Orchesterwerke wie die von der Philharmonie Witold Lutosławski und dem Orkiestra Symfoniczna Filharmonii Wrocławskiej aus Breslau aufgeführte Missa Pro Pace, ein Magnificat und das Agnus Dei von 2006 mit dem Schlesischen Philharmonischen Orchester und der Sopranistin Izabella Klosińska. 2003 entstand Kilars September-Symphonie, 2005 De motu, eine weitere Symphonie für Sopran, Bariton, Chor und Orchester.
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