Aus der Sicht der Kenner von Ballettmusik hat er einen festen Platz in den Welttheatern: Graeme Koehne wurde zunächst wegen seiner Tanzmusiken The Selfish Giant (1982) nach Oscar Wilde, The Summer of Our Memories und Voyage Within (1988) populär, dann auch mit den Orchesterwerken Unchained Melody (1991), Powerhouse (1993) und Elevator Music (1997) und Sleep of Reason (2008), die auf Tonträgern erschienen.

Der aus Adelaide stammende Komponist mit dem Jahrgang 1956 konnte in den 1980er Jahren dank eines Fellow-Programms an der Universität von Yale bei Louis Andriessen und Jacob Druckman studieren. Vor allem übten dort aber die Privatstunden bei Virgil Thomson nachhaltige Wirkung auf sein Schaffen aus, das sich als radikal einfach, antimodern und direkt beschreiben lässt. 1986 erhielt Koehne eine Dozentenstelle am Elder Conservatorium of Music und avancierte schnell zu einem der erfolgreichsten australischen Komponisten. In seine häufig als postmodern etikettierten Werken fließen nicht zuletzt auch harmonische und melodische Strukturen aus Filmmusik und Jazz ein.
Neben den Solokonzerten mit Orchester, Inflight Entertainment (1999) etwa, in dem die Oboe den Hauptpart übernimmt oder dem Trompetenkonzert High Art (2003) schrieb er Opern und auch Kammermusik, wobei Gitarrenstücke einen Sonderplatz einnehmen – hier wäre besonders an A Closed World of Fine Feelings and Grand Design (1997) zu nennen, dessen Uraufführung mit Timothy Kain seinerzeit vom Australian Council ermöglicht wurde. Kurios, da von gewollter barocker Schnörkelhaftigkeit erscheint der Titel eines Gitarrenquartetts, das auf die Kantate Wie schön leuchtet der Morgenstern anspielt: To his Servant Bach God grants a final glimpse: The Morning Star, das Koehne auch in alternativen Versionen für volles Orchester, Orgel allein und Streicher arrangierte.

Anhänger seiner sehr individuellen und dennoch mühelos auch mit einem breiteren Publikum kommunizierenden Klangwelt können sich übrigens freuen: In Kürze, am 6. Februar dieses Jahres, erscheint sein aktuelles Orchesterwerk Time is A River, zusammen mit Trois pièces bourgeoises und Between Two Worlds eingespielt mit dem Tasmanian Symphony Orchestra beim australischen Label ABC.
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