Bislang sind zwar nur zwei Einspielungen von Sonatenzyklen des Komponisten Giovanni Battista Vitali (1632 – 1692) mit dem SEMPERCONSORT aus den Jahren 2009 bis 2010 greifbar, doch lässt die außerordentliche Virtuosität, Kennerschaft und Munterkeit der vier, später sieben „am Projekt“ beteiligten Musiker hoffen, dass in Zukunft nicht nur weitere Konzerte gegeben werden, sondern die international noch wenig bekannte Formation auch für das internationale Publikum und gewissermaßen dessen heimisches Wohnzimmer im Hinblick auf neue Tonträger weiterwerkelt …

Das Ensemble wurde von Luigi Cozzolino 1999 in Florenz gegründet und sollte sich ganz der italienischen Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts mit historischem Instrumentarium widmen. Alle Mitglieder weisen reichlich Erfahrung in namhaften Orchestern und Konsortien auf: Die Namen reichen bis zu Giardino Armonico und Europa Galante mit seinem Dirigenten Fabio Biondi, dazu zählen auch die Accademia Bizantina, das Ensemble Zefiro, Homme Armé, das Ensemble Janequin, Complesso Barocco und Concerto Italiano. Sie sind teilweise auch mit La Scala di Milano und dem Orchester Maggio Musicale Fiorentino aufgetreten. Luigi Cozzolino selbst studierte Barockvioline bei Luigi Mangiocavallo, Jordi Savall sowie Enrico Onofri und spielte bereits mit Roger Norrington, Christopher Hogwood und Jean Claude Malgoire zusammen.
Bei den Aufnahmen ergänzt Anna Noferini oder Luca Giardini das Ensemble als zweite Geigerin, Bettina Hoffmann in den Sonaten op. II am Cello, Gianluca Lastraioli schlägt die selten gehörte Theorbe und eine Barockgitarre, am Spinett im Wechsel mit der Orgel sitzt Gabriele Micheli. In der zweiten Sammlung mit den Sonaten op. XI gesellen sich Flavio Flaminio mit der im Alt-Ambitus gestimmten Viola, Oliviero Ferri mit der Tenorviole und Riccardo Coelati am Violone hinzu. Sein Instrument wurde ebenso wie Michelis Spinett, das aus Venetien stammt, im 17. Jahrhundert gebaut.

An der Basilika S. Petronio in Bologna hatte sich dank der Initiativen des Kapellmeisters Maurizio Cazzati (1616 – 1678) ein ausstrahlungsstarkes Zentrum italienischer Instrumentalmusik entwickelt. Später zählten neben Giovanni Battista Vitali auch Arcangelo Corelli und Domenico Gabrielli zu seinen Mitgliedern. Als Spieler der Violone taucht er hier 1658 auf; im Alter von 26 Jahren dürfte er schon einige Erfahrung im Instrumentalspiel gesammelt haben. Der Hof der d’Este im benachbarten Modena stellte sozusagen eine Konkurrenzmannschaft auf und die Musiker wechselten nicht selten zwichen den Engagements in beiden Städten. Fünf Zyklen mit Sonaten Vitalis entstanden in Bologna, sieben weitere in Modena, wo er Rücksicht auf den höfischen Geschmack seiner Zuhörer zu nehmen hatte.
Die meisten Sammlungen enthalten fast ausschließlich Tanzsätze, doch unterschied Vitali wie Bononcini zwischen wirklicher und konzertant aufgeführter Tanzmusik. Dennoch widmete der Komponist auch der Kirchensonate drei große Drucke mit Sonaten. Die ersten Allegrosätze starten mit einem Fugato und die polyphone Arbeit beschränkt sich auch meist auf den Anfang, während die Violinstimmen sich anschließend beim Vortrag des Themas zum Terzen(parallel)spiel vereinen. Die harmonische Faktur der Werke erscheint durchgehend konsistent und ziemlich präzise nach den Funktionen des tonalen Spektrums angelegt, obwohl der Bologneser gerne chromatische Themen konstruiert und Ostinato-Bassläufe einsetzt. Als erster wandte übrigens Vitali den „gehenden Bass“ an, bei dem sich die Bassstimme durchgehend in Achtelnotenwerten fortbewegt. Erst 1689 veröffentlichte der Musiker auf der Höhe seiner Meisterschaft mit den Artifici Musicali ein Kompendium seiner kontrapunktischen Kunstfertigkeit.
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