Aleksander Gabryś machte im Januar dieses Jahres unter anderem durch ein Konzert zeitgenössischer Musik mit dem Ensemble Tzara in Zürich von sich reden, Anfang Juni zelebrierte er in einem Kinderkonzert im schweizerischen Olsberg Camille Saint-Saëns‘ Karneval der Tiere zusammen mit Sol Gabetta diesmal nicht am Cello, sondern als Sprecherin, dem Piano-Duo Kim Barbier & Riccardo Bovino und dem Perkussionisten Alex Wäber. Unter dem ncht ganz wörtlich zu nehmenden Titel Bassolo präsentierte der 1974 im oberschlesischen Siemanowice geborene geniale Kontrabassist 2011 eine Doppel-CD, auf der er mit der italienischen Harfenistin Consuelo Giulanelli sowie den Pianisten Jürg Henneberger und Daniel Buess virtuose Kammermusikwerke von John Cage und anderen Musikschaffenden des 20. wie 21. Jahrhunderts inklusive eigener Stücke vorstellt.

Im Konzertbetrieb spielt Gabryś auf zahlreichen „Hochzeiten“, unter anderen mit dem Fathom String Trio, mit dem er im Museum Potsdam am 9. Oktober zu einem Kammerkonzert der Kulturfeste im Land Brandenburg gastieren wird. Er ist festes Mitglied des X-Quartett, des Ensemble Phoenix Basel sowie der pre-art soloists und tritt zeitweise auch mit dem deutschen Ensemble Modern, der Camerata Vivaldi und dem Klangforum Wien auf. Was aber macht den Komponisten Aleksander Gabryś aus? Im positiven Sinn wurde einigen seiner Werke eine Neigung zum theatralischen Gestus nachgesagt, womit er einen durchaus persönlichen Weg eingeschlagen hatte – darauf verweist schon seine „musiktheatralische Aktion für fünf Performer“ Voak gefeustich von 1992. Der einstige Kompositionsstudent aus Kattowitz und an der Musikakademie der Stadt Basel war schon in den Anfangsjahren Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, unter anderem beim Tadeusz-Baird-Wettbewerbs in Warschau.

Ein gewisser Schwerpunkt seines avantgardistisch inspirierten Schaffens liegt einmal auf Kammermusikwerken, darunter speziell Stücken für sein Instrument, den Kontrabass. Umfangreicher sind allerdings bereits die computergestützten Werke und der Einsatz von Tonbandperformanz, denen eine neo-expressionistische Ausrichtung attestiert wurde – zu einem gewichtigen Teil in der Kombination mit traditionellen Instrumenten, was etwa seine Quadrofonietta für Streichinstrument, Stereotonband und Computer (1996), Abraxas für Streicher und Tonband (1998) und Glorietta mit Ryszard Gabryś für Solistenschor und Tonband (2007) zeigen. In den Miniaturen (1990) verknüpft er das Tonspektrum seines Kontrabasses mit Computerklängen. Als MP3-Download liegt seine mit Consuelo Giulanelli eingespielte Music for Double Bass and Harp aus dem Album Pritchard: The Chance of Fruit and Necessity vor (B001STZSYU, Sargasso 2008).
Schreibe einen Kommentar