Zweistimmig polyphon: Strands

Ähnlich wie man es von frühbarocker Kammermusik für ein Streichinstrument und Basso continuo her kennt, verlaufen die „Stränge“ in Elliott Gygers (*1968) vor ziemlich genau dreißig Jahren entstandenem Stück Strands für Violine, Cello und Klavier, polyphon parallel. Der Klavierpart präsentiert sich nur zweistimmig ohne harmonische Auflösung in Sichtweite. Es lässt sich aber ohne weiteres feststellen, dass, anders als in einem Satz Giovanni Gabrielis etwa, die zweite Stimme frei von jeglichem Streben, eine harmonische Basis darzustellen, weitergesponnen wird.

Zubin Kangas Einspielung von Klavierwerken verschiedener Komponisten enthält auch Elliott Gygers ‚… out of obscurity‘ für erweitertes Klavier (Move Records, Mai 2015, MD3391).

Bei der frühen Kammermusik des Komponisten handelt es sich oft noch um Miniaturen: Ebenso wie Shards, das ebenso 1988 entstand und nach Larry Sitskys Charakterisierung in seiner Absicht deutlich klarer erscheint, dauert Strands nur knappe drei Minuten. Die sechs Jahre später herausgegebene Trio Sonata für Altflöte, Klarinette und Klavier zeigt eine ausgeprägte thematisch-motivische Entwicklung und ist insgesamt von einem chromatisch durchwirkten Stil bestimmt, wobei an einer Stelle auch das gehaltene Pedal effektvoll eingesetzt wird. Spätere Werke weisen ähnlich lakonische Benennungen auf wie die anfänglichen: 2010 stellte er Angels and Insects, ein Konzert für Celesta und Orchester, vor, 2014 Smoke and Mirrors für Tenorsaxophon und präpariertes Klavier.

Elliott Gyger ist einer der originellsten australischen Komponisten seiner Generation, der auch experimentelle(re) Musik in sein Schaffen einbezog (David Ellis, Australian Music Centre).

Elliott Gyger, einstiger Schüler übrigens von Peter Sculthorpe und Ross Edwards, ist nach zahlreichen Lehraufträgen und einer Assistenzprofessur nunmehr an der Universität von Melbourne als Senior Lecturer tätig. Etliche seiner Stücke erschienen auf CD-Aufnahmen diverser Künstler. Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Halcyon in Sydney mündete in ein Programm zur Förderung junger Musiker und Komponisten, von dem auch das Tasmanische Symphonieorchester und das National Music Camp profitierten. Über das eigene Schaffen hinaus, das ihm auch manchen Kompositionspreis einbrachte, beschäftigte sich Gyger in- und extensiv mit dem Werk seines australischen Kollegen Nigel Butterley.

Im Interview

 


Beitrag veröffentlicht

in

,

von