Der Film Facing the Music dokumentiert Anne Boyds Kampf um die Etablierung von Musikkursen an der Fakultät der Künste der Universität Sydney. Ihr Engagement hatte 2005 zur Folge, dass die Musikabteilung in das Konservatorium innerhalb der Universität selbst integriert wurde. Mit bedeutsamen Weichenstellungen für das Fach hatte die einstige Kompositionsschülerin Peter Sulthorpes bereits weitreichende Erfahrung, denn sie war es in ihrer Eigenschaft als Hochschuldozentin gewesen, die an der Universität von Hong Kong das Institut für Musik begründet hatte. Zuvor hatte sie bereits einige Jahre an der britischen University of Sussex gelehrt.

Angesichts dieses vehementen Einsatzes über Jahre wundert es nicht, dass Anne Boyd 1990 als erste Frau den Musik-Lehrstuhl an der Universität von Sydney eroberte. Ebenso dürfte sie eine der ersten Komponistinnen gewesen sein, die sich ästhetisch deutlich auf die Landschaft Australiens bezogen, sondern auch das kulturelle Erbe der Ureinwohner beförderten. Auch als Resultat hieraus formte sie zur Erinnerung an die vorbildhaften Australierinnen Daisy Bates, Olive Pink und Annie Lock eine eigene Musiktheater-Trilogie. Den zweiten, wenn nicht überwiegenden Schwerpunkt bildet ihre Affinität zu asiatischen Kulturen, insbesondere zu Japan und Bali. Religionsübergreifende Aspekte, die die christliche Liebesbotschaft mit buddhistischer Meditation verknüpfen, prägen seit langem Boyds Schaffen, 2012 auch die Konzeption der Oper Daisy Bates at Ooldea.

Auch auf kammermusikalischen Wegen ist Boyd weiterhin erfolgreich unterwegs: 2011 kam Ganba für Bariton-Saxophon und Klavier zur Aufführung, 2015 erlangte sie auf dem Huntington Festival Aufmerksamkeit mit ihrem 3. Streichquartett, das dem Andenken ihres einstigen Verlobten Peter Sculthorpe gewidmet ist.
Als weitere Auftragswerke sind The quiet place (2002) für Oboe, Klarinette, Bratsche und Harfe, die kulturenübergreifende Missa pacifica (2008) anlässlich des Intervarsity Chor-Festivals und Kabarli Meditation (2011) für Klavier hervorzuheben. Dezidiert religiös ausgerichtet ist auch die Komposition Ex Deo lux (2007), in der die B-Klarinette mit einem Streichquartett in Dialog tritt.
Schreibe einen Kommentar