William Grant Still stand ihm in seiner beruflichen Entwicklung Pate und wirkte als Vermittler: Als der musikalisch infizierte und begabte Neffe des namhaften Jazzmusikers King Oliver die Universität von Arizona in Tucson mit einem Diplom für Klavier, Violine und Saxophon in der Tasche verließ, hatte der Amerikaner afrikanischen Ursprungs allen Anlass zu großen Hoffnungen und ein gesundes Selbstbewusstsein, um eine Karriere zu starten. Diese Eigenschaften nahm Ulysses Kay an die Eastman School of Music in Rochester mit, wo er Komposition bei Howard Hanson und Bernard Rogers studierte.

Zum Schlüsselerlebnis wurde für Ulysses Kay das Zusammentreffen mit Paul Hindemith im Sommer 1941 am Berkshire Music Center. Er folgte dessen Fußstapfen nach Yale und studierte bei ihm ein weiteres Jahr, was seinen eigenen Stil nachhaltig beeinflussen und am Neoklassizismus ausrichten sollte. Nach einem kurzen Engagement bei der Navy im Zweiten Weltkrieg zeigte sich Kay noch immer lernbegierig und ging mit einem Stipendium des Julius Rosenwald Fund an die Universität von Columbia. Die Bemühungen zahlten sich aus, denn er nahm bald wichtige Auszeichnungen für sein noch taufrisches Werk entgegen, einmal von der American Broadcasting Company und vom 3. Wettbewerb zu Ehren George Gershwins für seine Komposition A Short Overture. Noch bekannter wurde er durch seine ebenfalls prämierte Suite for Orchestra.

Dabei sollten seine Vokalwerke, unter denen sich auch Choräle finden, nicht aus dem Blickfeld geraten, etwa seine fünf Opern, die in einer Zeitspanne von 30 Jahren entstanden: 1955 schrieb er The Boor, ein Jahr später bereits verließ The Juggler of our Lady seine Werkstatt, es folgten The Capitoline Venus und Jubilee. 1991 wurde sein letztes Musikdrama Frederick Douglass mit Klara Barlow und Kevin Maynor in den Hauptrollen an der New Jersey State Opera uraufgeführt.

Weniger bekannt ist vielleicht, dass der sehr „staatentreue“ amerikanische Komponist für vier Jahre in Rom lebte, wo er mit einem Fulbright-Stipendium kreativ weiterarbeiten konnte. Dies war nicht der einzige längere europäische Ausflug: Mitten im Kalten Krieg erhielt er eine Einladung im Rahmen des ersten kulturellen Austauschs der USA mit der Sowjetunion und bereiste mit Roger Sessions und zwei anderen Kollegen verschiedene Städte.
Das Metropolitan Philharmonic Orchestra spielte eine ganze Reihe von Ulysses Kays Kammermusikwerken ein: Die Palette reicht hier von der Suite of the Quiet One über Scherzi Musicali bis zum Flötenkonzert und den Sopranliedern Three Pieces after Blake.
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