Vom Begründer des Krakauer Konservatoriums

Heute steht einer der Repräsentanten der polnischen nationalromantischen Schule eher im Schatten des damals nicht nur in ästhetischen Fragen maßgeblichen Chefdirigenten der Warschauer Philharmonie, Zygmunt Noskowski (1846 – 1909). Den aus dem südlichen Polen, aus der Umgebung Krakaus stammenden Pianisten und Organisten Władysław Żeleński, dessen Geburtstag sich am Montag dieser Woche zum 122. Mal jährte, beschäftigten noch früher als eine Symbolgestalt wie Ignacy Jan Paderewski programmatisch die Bergregionen seiner – in diesem Fall geographisch näheren – Heimat, insbesondere das Tatra-Gebirge. Noskowski setzte 1875 mit einer höchst differenzierten Orchesterkomposition ebenso wie Paderewski 1883/84 mit einem Klavieralbum dem „Meerauge“ (Morskie Oko), einem schon damals von Geheimnissen umwobenen dunklen Bergsee dort, ein Denkmal hochromantischer Tonkunst. Żeleński war bereits 1870 mit der Ouvertüre W Tatrach, „Im Tatra-Gebirge“, ein musikalisches Landschaftsgemälde gelungen.

Die Pianistin Joanna Ławrynowicz spielte wichtige Klavierwerke von ein (B005TOTU3A, Acte prealable 2011).
Die Pianistin Joanna Lawrynowicz spielte wichtige Klavierwerke von Władysław Żeleński ein (B005TOTU3A, Acte prealable 2011).

Zwei Jahre nach dem Erscheinen dieser Orchesterkomposition begann er – nach Studien in Krakau, Prag und Paris am Warschauer Musikinstitut zu unterrichten, seit 1881 lehrte er an der Musikschule in Krakau. Sieben Jahre später setzte er den Grundstein zum heute (weltweit) renommierten Konservatorium seiner Heimatstadt und fungierte fortan als dessen Direktor. An Popularität übertraf er die anderen polnischen Tonsetzer zum Ende des Jahrhunderts sowohl im Bereich der Oper als auch der Kammermusik. Betrachtet man sein Oeuvre heute von der nationalromantischen Seite, fallen solche Orchesterwerke wie Suita tańców polskich, eineSuite aus polnischen Tänzen“, die Ouvertüre Echa leśne, „Waldechos“, oder seine Polonez koncertowy auf. Auch auf dem Feld des Musiktheaters zog er vaterländische Stoffe vor: Den Nationalhelden Konrad Wallenrod porträtierte er 1885 in der gleichnamigen Oper, es folgten 1900 – gleichermaßen in Lemberg ediert – Janek und 1907 Stara baśń, „Alte Märe“.

2009 erschien eine Auswahl der kammermusikalischen Lieder beim Label Acte prealable ().
2009 erschien eine Auswahl der kammermusikalischen Lieder von Władysław Żeleński beim Label Acte prealable.

Beliebtheit zu Lebzeiten des Komponisten, der erst 1921 in hohem Alter in Krakau verstarb, erreichten gleichermaßen ein Klavierkonzert, ein Cellokonzert, seine Frühlingssymphonie, ein Klavierquartett in c-Moll, eine Violinromanze mit Klavier und seine Variationen auf ein Originalthema für Streichquartett. Zu Władysław Żeleńskis Gesamtwerk zählen neben Lehrbüchern, Messen, Kantaten, Motetten und Orgelstücken auch mehr als 100 Lieder, von denen eine Auswahl bereits auf CD eingespielt wurde, einmal in einer Anthologie 2009 mit der Solistin Anna Michalska-Przybyrz und ihrer Begleiterin Małgorzata Wielgolińska am Klavier bei Acte prealable (B0015FWJHQ), 2011 die Orchesterlieder mit der Mezzosopranistin Urszula Kryger, den Warschauer Solisten Concerto Avenna unter Andrzey Mysiński bei Dux (B0054N11TM). Bei Acte prealable erschienen innerhalb der vergangenen sieben Jahre etliche seiner Kammermusikwerke in sehr hörenswerten Aufnahmen.

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