Viele Instrumente, die außer Gebrauch und in Vergessenheit gerieten, konnten dank der Alte-Musik-Bewegung wieder aus ihrer musealen Existenz in ein helleres Licht gerückt werden. Was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass sie – in verfremdeter Form – meist nur noch Organisten als Registerklangfarben gegenwärtig sind. Bemerkenswerter Kenner von raren historischen Instrumenten ist der Musikwissenschaftler Jürgen Eppelsheim, der seine Münchener Studenten immer wieder in die Spieltechnik und den „Sound“ des aus dem Bewusstsein verschwundenen Kulturgutes einweihte. Zunächst hatte er sich mit den Holzblasinstrumenten aus dem französischen Hochbarock beschäftigt und war auf diesem Weg auf verschiedene durchaus klangfähige Kleinodien wie Krummhorn, Pommer, Zink und Serpent gestoßen. Dem Bassetthorn, einem frühen Vertreter der Klarinette, widmete er eigens eine Monographie.

Die alta musica, eine frühe Form des Ensembles im 15. Jahrhundert, kombinierte Schalmei und Posaune oder Zink mit dem Klang der Pommer. Letztere, ein konisch gebohrtes Doppelrohrblattinstrument aus der Schalmeienfamilie, taucht in Praetorius‘ Syntagma musicum gleich in fünf Ausführungen auf: der Klein Alt Pommer, dem Nicolo, der Tenorversion, der Bass und Großbasspommer. Man spielte die Bassinstrumente mit einem S-förmigen Rohr, alle anderen mit einer Pirouette. Das schwierig zu blasende Zink fand Anwendung in der Kammer- und Kirchenmusik der frühen Neuzeit, aber auch zum Zweck des Abblasens durch die Stadtpfeifer. Wegen seiner diffizilen Intonation verschwand es ab 1700 zunehmend aus dem kunstmusikalischen Gebrauch. Der Form nach handelt es sich um ein geschwungenes oder gerades Horn mit Grifflöchern, meist aus Holz, manchmal Metall oder Elfenbein, das mit Leder überzogen war. Seinem Toncharakter nach wurde es als Diskant innerhalb der Posaunengruppe eingeordnet.

Auf den ersten Blick sieht das Krummhorn einem Spazierstock ähnlich. Ab wann es genau in die Ensemblemusik Eingang fand, ist nicht klar. Jedenfalls erwähnte es Sebastian Virdung 1511 in vier verschiedenen Größen und Klangtypen. Wie Oboe und Pommer reiht es sich in die Familie der Doppelrohrblattinstrumente ein. Charakteristisch ist die Windkapsel und eben der zylindrische, am unteren Ende gekrümmte Korpus. Wegen seines dunklen, leicht schnarrenden Klangs war es durch das ganze 16. und 17. Jahrhundert beliebt und eignet sich besonders im Zusammenspiel mit Drehleier und basslastigen Instrumenten als Continuo-Gruppe.
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