Kategorie: Alben- & Singlereviews
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Wechselbäder: Zwischen früher Moderne und Heute
Einer der Schüler von Antonín Dvořák in Prag war Julius Fučik, geboren 1872, der sich wohl bereits auf eine Karriere als Militärmusiker vorbereitet haben mag, da er dort außer Fagott und Violine auch Schlagzeug studierte. Seiner Neigung entsprechend komponierte er im Zuge seiner Engagements in Krems an der Donau, Sarajevo und Budapest für das Orchester…
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Gegen und gleichzeitig für die Musik?
Mel Bonis‘ Werke für kleinere Besetzung Wie zwei ausgewiesene Expertinnen für die Werke von Mel Bonis im vergangenen Jahr festgestellt haben, sind Leben und Kunst der aus einer kleinbürgerlichen Familie in Paris stammenden späteren Komponistin in sich von zahlreichen „inneren Widersprüchen“ gekennzeichnet gewesen. Möglicherweise als Folge daraus, dass die Eltern der zukünftigen Pianistin gegen ihr…
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Mysterium der Musikgeschichte
Leider fehlt jeder geeignete Anhaltspunkt dafür, aus welchem Anlass heraus der so produktive und geschickte Vermarkter seiner selbst, Antonio Vivaldi, in solchem Maße der von ihm erfundenen Gattung des Fagottkonzerts zuarbeitete. Es liegen aus seiner Hand 39 elaborierte Konzerte vor, die damit noch weit hinter der Zahl derjenigen mit solistischem Violinpart zurückbleiben. Dennoch handelt es…
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Mademoiselle Duvals Bühne
Erstaufnahme mit Camille Delaforges Ensemble Il Caravaggio Wenn die Eckdaten stimmen, dann komponierte eine mutmaßlich auf den Namen Louise Duval getaufte Cembalistin in Versailles achtzehnjährig das heroische, vierteilige Opernballett Les Génies ou les caractères de l’Amour, zu deutsch Die Genien oder Die Erscheinungsweisen der Liebe. Gemessen am Alter der Novizin ist sowohl die zeitübliche Titulierung…
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Produktiv dank Protektion
An und für sich war es gerade in Italien und Frankreich zwischen dem Anfang des 17. und dem des 18. Jahrhunderts keineswegs unüblich, dass Komponistinnen unter der Schirmherrschaft einer politisch einflussreichen Fürstin wirken konnten und nicht am Cembalo beim Vortrag verspielter Stückchen und an der Orgel ihr Musikerinnendasein fristen mussten. Allerdings ist es für die…
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Ruinen, Scharlatane und Revolutionäre
Er wird zwar als einer der Begründer eines Nationalstils in der Kunstmusik apostrophiert, doch wird ihm diese Zuschreibung angesichts des breitgefächerten und international anschlussfähigen Werks nicht gerecht: Der hier gesuchte, 1785 geborene Komponist arbeitete eine lange Zeit seines Lebens, siebzehn ganze Jahre nämlich, für ein bedeutendes hauptstädtisches Opernhaus. Die fachlichen Voraussetzungen dafür schuf sich der…
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Drei Epochen – drei Opernstile
Im 18. Jahrhundert war es in Portugal nicht nur möglich, sondern geradezu üblich, dass die Verantwortung für ein Musikstudium im Schoß der Kirche lag und diese für den Unterricht zuständig war. João de Sousa Carvalho besuchte zunächst das Colegio dos Sántos Reis in Vila Viçosa, nahm sein Studium zum Musiker und (späteren) Komponisten regelrecht aber…
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Raritäten und eine Aktualisierung
Bis in die Sattelzeit, die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein war es üblich, dass Orchester vom Cembalo aus dirigiert wurden. Etwas ungewöhnlich scheint es daher, wenn heute ein seit beinahe vierzig Jahren etablierter Dirigent vom modernen Klavier aus dirigiert, allerdings keineswegs den Continuo-Part spielt, sondern die solistische Rolle innehat: So verhält es sich bei…