
Die Pianistin und Komponistin öffnete nicht nur zu Lebzeiten Frauen in Brasilien den Weg zu einer professionellen Musikausbildung und -ausübung. Sie schrieb mehr als 300 Kompositionen für verschiedenste musikalische Formationen und Gattungen. Zuerst gab sie Klavierstunden und spielte auf Tanzabenden. Mit ihrem Stück Atraente wurde sie im Jahr 1877 schlagartig berühmt. Sie komponierte Musik nicht nur für den Choro, sondern auch Werke im Stil von Polka, Fado, Brasilianischem Tango, Habanera, Dobrado, Marcha, Lundu, Modinha und Maxixe. Zudem begründete sie die Sociedade Brasileira de Autores Teatrais mit, die sich für die Rechte von Autoren und Komponisten einsetzte.
Doch zurück zu Gonzaga wichtigstem Beitrag zur Musikgeschichte Brasiliens: Die meisten Choros und auch diejenigen aus ihrer Feder sind charakterisiert durch ein ziemlich hohes Tempo, eine auf Sechzehntelbewegung beruhende Melodie- und Rhythmusstruktur und sambatypische Phrasierung, bei der diese Sechzehntel nicht gleichmäßig, sondern mit einem gewissen Verschleppen gespielt werden. Wegen des hohen Tempos bei den Melodielinien gespielten Melodielinien ist von den Musikern hohe Virtuosität gefordert, was selbst für die Begleitinstrumente gilt. Häufig sind Choros in traditioneller A B A C A – Form mit einem Hauptthema gehalten, dem eine zweite Melodie folgt; darauf wird das erste Thema wiederholt, ein drittes kommt hinzu und schließlich wird die Anfangsmelodie wiederholt. Die drei Teile können sich allerdings in Rhythmik und Stil deutlich voneinander unterscheiden, anders als in klassischen Formen üblich.
Als klingende Einführung in das Werk der brasilianischen Komponistin ist die CD O Melhor De Chiquinha Gonzaga, erschienen beim Label Revivendo (Best.-Nr. B000E97GYo, 2006) zu empfehlen.
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