Die Musik von Nancy Dalberg ist schlicht außergewöhnlich zu nennen, für die Entstehungszeit ihrer Orchester- und Kammermusikwerke ebenso wie für ihren expressiven spätromantisch beeinflussten Stil. Gleichermaßen entfaltet sie Melodien, die immer auch von Nachdenklichkeit und neugierigem Suchen nach Klangschönheit geprägt sind. Erkennbar hat sie dennoch das neunzehnte Jahrhundert überwunden; ihre Musik schließt zu neuen Formen auf, lässt sich aber in keine der sich um 1920 etablierenden Kompositionsströmungen einordnen. Nachdem das Carl Nielsen Quartet 1999 ihr Streichquartett Nr. 2 in g-Moll aufgenommen hatte, widmete sich jetzt das Nordic String Quartet verdienstvollerweise auch ihrem 1. in d-Moll von 1915 und dem 3. aus dem Jahr 1927; die beiden letzteren sind Weltersteinspielungen. Sie sind trotz ihrer bescheidenen Anzahl in jeder Hinsicht ein Meilenstein in der Geschichte des Streichquartetts.


Im Bewusstsein der Konzerthörer rückte Emil Hartmann (1836 – 1898) erst spät aus dem Schatten seines berühmten, zwischen nordischer Klassik und Frühromantik anzusiedelnden Vaters Johann Peter Emilius Hartmann heraus. Dabei war gerade er es, der sich im Sinne patriotischer kultureller Kunsttendenzen ganz „nordischen“ Themen zugewandt hatte. Nach einem längeren Aufenthalt in Leipzig wirkte er – wie sein Vater – als Organist in Kopenhagen, zog sich aber bald auf seinen Landsitz zurück, um sich dort ausschließlich dem Komponieren zu widmen. Die vier Musiker um die Violinistin Elisabeth Zeuthen Schneider haben nun erstmals sein Klavierquintett in g-Moll von 1865, sein Streichquartett a-Moll von 1872-73, ein weiteres, deutlich später geschriebenes in c-Moll aus dem Jahr 1892 und ein Andante und Allegro in a-Moll für Klavier von 1868. Gespielt wird letzteres von dem in Europa wie in seiner Heimat USA im Konzertleben und als Hochschullehrer bekannten Pianisten Daniel Blumenthal.

Daníel Bjarnason ist ein 1979 in Reykjavik geborener heutiger Dirigent und Komponist, von dem das jütländische Aarhus Symphony Orchestra vor kurzem erst einen Teil seines Orchesterwerks, das zwischen 2008 und 2012 entstand und 2022 teils umgeschrieben wurde, unter seiner eigenen Leitung und dem Motto „Von der Erde zum Äther“ aufnahm: Bow to String, ein Cellokonzert, realisiert am Soloinstrument von Jacob Kullberg, Over Light Earth für Kammerorchester und Larkin Songs für Stimme und Orchester, hier dargeboten von der isländischen Mezzosopranistin Karin Torbjörnsdóttir. Wie bei so manchem seiner Musik machenden Landsleute nimmt die Lichtmetaphorik eine bedeutende Rolle in diesen Stücken ein.