Die Würdigung steht noch aus

Germaine Taillefesse wollte sie nicht weiter heißen, obwohl sie unter diesem Namen in der Nähe von Paris aufgewachsen war: Da ihr Vater ihre musikalische Ausbildung nicht für fördernswert befand, benannte sie sich indigniert in „Tailleferre“ um. Erste solide Unterweisungen am Klavier erhielt sie zunächst durch ihre Mutter, bevor sie 1904 an das Pariser Konservatorium wechselte. Dort machte sie bald die (folgenreiche) Bekanntschaft von Darius Milhaud, Arthur Honegger und Georges Auric, ebenso von Francis Poulenc und Louis Durey.

Kammermusik für Harfe, Klavier und Gesang von Germaine Tailleferre (1892 – 1983) enthält diese beim Label Nu (Vertrieb: Note 1) erschienene Produktion (ASIN: B00004TQR3, 2015)

Im Zuge ihres Wettbewerbserfolgs auf mehreren Gebieten am Konservatorium freundete sich die begabte Pianistin unter anderem mit Maurice Ravel an und war als einzige Frau Mitbegründerin und Teilhaberin der Groupe des Six. Sie nutzte die Gelegenheit bei Ravel Komposition zu studieren, zog aber 1925 mit ihrem Ehemann, einem amerikanischen Karikaturisten, nach New York um, kehrte jedoch schon zwei Jahre später nach Frankreich zurück. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs veranlasste sie wiederum in die Vereinigten Staaten zu gehen, doch kehrte sie 1945 wieder in ihre „alte“ westeuropäische Heimat zurück.

Germaine Tailleferre am Rand der Vereinigung Le Groupe des Six, die sie selbst mit ins Leben rief (Ausschnitt aus einem Gemälde von J.-E. Blanche, 1922, US p.d.).

Als eifrig schaffende Tonkünstlerin war Germaine Tailleferre in keiner Weise von den anderen Mitgliedern der Groupe des Six oder ihrer Ausrichtung abhängig, doch können ihre Werke überwiegend dem Neoklassizismus zugerechnet werden. Sie bediente sowohl symphonische Musik als auch Ballett und Oper sowie kleinere Besetzungen verschiedener Provenienz, schrieb weltliche Vokalwerke einschließlich Chormusik. Zum Teil wurde ihr Opus eingespielt, etwa das Klavierkonzert oder Kammermusik in der Besetzung mit Harfe, Klavier und Gesangsstimme, doch sind in ihrer Diskographie noch etliche „weiße Flecken“ zu füllen.

Petite Suite für Orchester (1957)

Neueste Literatur
Germaine Tailleferre: Ballade. In: Bernd Asmus, Claus-Steffen Mahnkopf, Johannes Menke: Schlüsselwerke der Musik. Hofheim 2019. S. 212f.


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