Über die Stille hinaus

Lässt sich noch weniger hören als die Absenz von Geräuschen und Klängen, wie lässt sich stummer Raumschall manipulieren, hat ein „Vakuum“ akustische Gestalt? Menschliche Stimme und traditionelle Instrumente stoßen im Pianissimo ab einem bestimmten Punkt an ihre Grenzen, deshalb scheint die Veränderung durch die besondere Beschaffenheit des umgebenden Raums und seine Eigenschaften reizvoll, um andere Höreindrücke zu gewinnen. Elektronisch verfremdete herkömmliche Instrumente, Synthesizer, elektroakustische Generatoren und am Computer generierte Klangstrukturen faszinieren zum Beispiel die Musikdozentin Magdalena Długosz seit jeher.

Die CD ‚Muzyka Polska Dzisiaj. Portrety Współczesnych Kompozytorów Polskich – Magdalena Długosz‘ bietet eine repräsentativen Überblick über das Schaffen der 1954 in Krakau geborenen Komponistin (ASIN: B00YAU4070, FPJO).

Die in Krakau geborene Komponistin schuf sich früh die Voraussetzungen für ihren Beruf durch ein breit angelegtes Theoriestudium an der Musikakademie ihrer Heimatstadt. Seit Ende der 1970er Jahre arbeitete sie als Dozentin am Studio für Elektroakustische Musik in Krakau und gestaltete den Warschauer Radiosender für experimentelle polnische Kunst in Warschau mit. Damit war sie zwar an diesen Institutionen keine „Pionierin der ersten Stunde“, war aber an ihrer Fortentwicklung weitgehend beteiligt.

Außerdem wirkte Magdalena Długosz in ähnlicher Funktion in Bratislava (hier am EAS) , Stockholm und Lyon. Ihre eigenen Werke fanden auf den Festivals nicht nur innerhalb Polens, sondern auch in Berlin, Köln, Hamburg, Berlin, Stuttgart und Nürnberg, in Oslo, Minsk und Washington Gehör.

Blick von der Musikakademie auf die Krakauer Altstadt, wo Magdalena Długosz seit langem wirkt (Mateusz-Giełczyński, 26.10.2015, CC-Liz.)

Über ihr Lehrdeputat an der Hochschule hinaus sitzt die einstige Schülerin der bedeutenden Krystyny Moszumańskiej-Nazar für das Festival „Warschauer Herbst“ in der Kommission zur Repertoireauswahl und engagiert sich in Meisterkursen. Die Bandbreite ihres Schaffens reicht von der Bezugnahme auf literarische Figuren (Twardowski) bis zur erwähnten Erkundung der Stille (Beyond silence) und „abstraktere“ Kammermusikkompositionen wie das 2013/14 entstandene TReM na dwa instrumenty akustyczne i komputer.

Musica Electronica Nova