Eine Entscheidung mit Tragweite: Lucia Długoszewski, Tochter polnischer Immigranten aus Detroit, hatte ebenso wie zu Lyrik und Musik einen großen Hang, als Ärztin tätig zu sein und beschloss nach dem Klavierstudium am Konservatorium ihrer Heimatstadt nach New York City umzuziehen. Die Musik, zu der sie schon als Heranwachsende mit Liedern beigetragen hatte, ließ sie aber auch dort nicht los und so besuchte sie die damals sehr gefragten Klavierkurse bei Grete Sultan, um ihre Fertigkeiten zu verbessern. Gleichzeitig nahm sie privaten Kompositionsunterricht bei Lehrern einer anerkannten Akademie, zunächst Felix Salzer, dann studierte sie mit Edgar Varèse.

In den folgenden Jahren verschrieb sie sich beinahe gänzlich der Musik und fungierte als musikalische Leiterin für das Tanzensemble ihres Mannes Erick Hawkins, für das sie auch vielfach komponierte. Als Hawkins gestorben war, übernahm sie die Gesamtleitung und schuf 1998 ihre erste ganz eigene Choreographie. Auch mit der Filmvertonung – etwa zu den Streifen Guns of the Trees und Visual Variations on Noguchi war Długoszewski erfolgreich.

Ungewöhnlicher als die vielseitigen kompositorischen Aufträge vor allem in den Bereichen Kammermusik und Bühnenmusik sowie ihre Lehraufträge an der New York University nimmt sich ein weiterer, eher handwerksbezogener Schwerpunkt im Schaffen der Künstlerin aus: In den 1950er Jahren baute sie in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Ralph Dorazio – man denke dabei an Harry Partch – um die hundert Musikinstrumente, vorwiegend Perkussionsinstrumente, um, tüftelte aber auch an der Veränderung bereits existierender Klaviere; ihre bekannteste Erfindung wurde das „Kupferklavier“. Unter anderem in Abyss and Caress, das Pierre Boulez 1975 uraufführte, arbeitete sie mit ihren Eigenkreationen längere Zeit weiter. Mit dem Radical Otherness Concert suchte sie auf dieser Basis 1991 einen völlig neuen Klangstil zu erschaffen.
Literatur u.a.
Antje Olivier, Sevgi Braun: Komponistinnen aus 800 Jahren. Unna (?) 1996.