Keine Eintagsfliegen im Schmetterlingstal

Phillip Faber, der junge Chefdirigent des Mädchenchors beim Dänischen Rundfunk hatte sich seit längerem für Inger Christensens in Dänemark berühmten Gedichtzyklus Sommerfugledalen, zu deutsch: „Das Schmetterlingstal“ aus dem Jahr 1991 erwärmt.

Kürzlich bei Dacapo Records erschienen: Phillip Fabers ‚Sommerfugledalen‘ nach dem in Dänemarks Schulen bereits kanonisierten Gedichtzyklus von Inger Christensen (DAC-LP002, -LP003 in Vinyl)

So machte er sich erst 25jährig ans Werk und schuf aus dem melancholisch gefärbten „Requiem“ ein ebenso spannungsvolles wie zerbrechlich wirkendes Vokalwerk, das der Chor und das ihm sekundierende Kammerorchester so inspiriert umsetzen, dass an vielen Stellen eine spezifische Melange entsteht, die menschliche und instrumentale Stimmen voneinander (nahezu) ununterscheidbar macht. Aus dem Anfang, dem Aufstieg der vielhundertfachen Schmetterlingsschwärme, entwickelt sich ein ebenso berückendes wie unkonventionelles musikalisches Abbild der Gedichte dieser lange Zeit nobelpreisverdächtigen dänischen Lyrikerin.

Nun wird das meritenreiche dänische Label Dacapo Records auch den kleineren Orchesterstücken des Popularmusikforschers und Komponisten Vagn Holmboe (1909 – 1996) gerecht, der auf ein ebenso umfangreiches wie stilistisch weitgespanntes Oeuvre zurückblicken konnte, das von neoklassischen Strömungen wie von Polytonalität bestimmt wurde, dabei aber immer reflektiert blieb, wovon die Beiträge zur Musikästhetik, am komprimiertesten vielleicht in Mellemspil („Zwischenspiel“, 1961) beredtes Zeugnis ablegen. Die aktuelle Einspielung der 12 Kammerkonzerte, der vier kleinen Sinfonie und des Zyklus Kairos von Hanno Koivula mit dem Dänischen Nationalen Kammerorchester zeigen den bewährten und subtilen Zugriff des Orchesters auf die ebenso individuellen wie anrührend lebensfrohen Miniaturen des bedeutenden Theoretikers und Praktikers Holmboe.

Collage de temps: Martin Lohses Rezeption verschiedener Musikstile bis zur Gegenwart setzt schon in der Barockzeit an, lässt aber die Handschrift des 1971 geborenen Komponisten durchgängig erkennen (8.226590, Dacapo Records, 2018).

Ätherische Echos und Wiederholungsschleifen kennzeichnen das Oeuvre von Bent Sørensen (geb. 1958) nur unvollständig, in Wirklichkeit evozierte es bei seinem 2010 verstorbenen norwegischen Kollegen Arne Nordheim Erinnerungen an „etwas nie zuvor Gehörtes“. Erst vor kurzem vollendete der Komponist seine Klavier-Trilogie für seine Partnerin Katrine Gislinge mit dem dritten Teil Rosenbad und Pantomime, die seit kurzem auf Tonträger vorliegen: Aus einem Traum und den Gefühlen, die er hervorbrachte, entstehen Klanggebilde, die eine irritierende emotionale Mischung aus Furcht, Hoffnung und Nostalgie in Tönen darstellen. Begleitet wird Katrine Gislinge vom Stenhammar-Quartett und dem Esbjerg Ensemble.

Louis Glass‘ wahrhaft klangvolle 5. Symphonie Nr. 5 erschien gekoppelt mit der Fantasie für Klavier und Orchester mit der Solistin Marianna Shirinyan 2017 beim Label cpo (ASIN: B073LYQ814).

 

Das Label cpo trat ebenfalls erst letztes Jahr mit einer aufsehenerregenden Aufnahme der 5. Symphonie und der Fantasie für Klavier und Orchester op. 47 des Dänen Louis Glass (1864 – 1936) hervor, der Zeit seines Schaffens ebenso wie Nancy Dalberg oder Rued Langgaard im Schatten von Carl Nielsen stand, dessen ästhetischer Ansatz aber eine wichtige Schnittstelle zwischen Impressionismus und Moderne vermittelt. Dirigent Daniel Raiskin hatte sich mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie bereits Glass‘ 3. Symphonie unter dem Motto Sommerleben angenommen.

 


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