Das Zisterzienserkloster zu O* in einer Stadt Nordpolens beherbergte eine wertvolle Tabulatursammlung, die wohl um 1619 entstand und 329 Vokal- und Instrumentalstücke enthält, die dem „neudeutschen Stil“ zugeschrieben werden. Vermutlich haben drei Komponisten dazu beigetragen, unter anderem auch der hier gesuchte. Der um 1520 in eine Musikerfamilie hineingeborene Organist (der Vater wirkte als Lautenist) stammte aus einem kleineren Ort bei Elbling, einer Stadt, die heute wieder ihren alten polnischen Namen trägt.

Allzu viel weiß man von ihm nicht, mit Sicherheit nur, dass er in jener Stadt, die zur Hanse gehörte, die Orgel schlug und bei diesem Amt bereits auf eine lange Tradition zurückblicken konnte. Der Name „seiner“ Kirche gilt einer im gesamten Baltikum wichtigen Heiligen. Worin aber bestanden seine Leistungen als Tonsetzer? In der Tabulatur von O* finden sich neben Orgelpräludien Intabulierungen von Motetten, d.h. Übertragungen von Singstimmen aus Motetten in Instrumentalmusik etwa für Orgel oder Laute. Aus diesem Grund ist sehr wahrscheinlich, dass bereits der Vater des zu Erratenden dieses Verfahren schon praktizierte, womit es für den Sohn also eher eine leichte Übung gewesen sein durfte.

Je nach Quellenlage trägt der Unbekannte einen „regulären“ polnischen Namen, den mit „de“ eingeleiteten Herkunftsnamen im Anhang an den Vornamen, der Christi Stellvertreter auf Erden bezeichnet oder wird für ihn im Dienst der Kirche die lateinische Version benutzt. Vermutlich lebte er bis 1611, der zentrale Ort seines Wirkens und familiären Lebens blieb besagte Hansestadt. Auf Tonträger ist leider nicht viel von ihm erschienen, fündig wird man – außer in einer hier bereits besprochenen Aufnahme – allerdings beim Label Musicon … Schon gefunden?
Schreibe einen Kommentar