Die großpolnische Stadt Wągrowiec, mit etlichen malerischen Aussichten an der Kleinen Warthe und nördlich der Metropole Posen gelegen, wird in ihrem Zentrum durch ein altes Zisterzienserkloster überragt. Es entstand zwischen 1380 und 1396, als das ehemalige, seit längerem bestehende Klosterbetrieb von Łekno, 1215 in Oliva bezeugt, dorthin umgesiedelt wurde. In ihm wirkte um die Wende zum 17. Jahrhundert auch der Organist Adam (von Wągrowiec), der als einer der bedeutendsten Komponisten der polnischen Renaissance gelten kann.

Der Musiker war aus dem nicht weit von dort entfernten Städtchen Margonin, das noch im 19. Jahrhundert ein größeres Rittergut beherbergte, nach Pałuki gekommen und wurde dann im Register der Mönche von Wągrowiec geführt. Leider ist in biographischer Hinsicht von ihm nicht viel bekannt, außer dass er am 17. März 1620 von den Geistlichen der Erzkathedrale zu Gniesno eingeladen wurde, die dort neu aufgestellte Orgel zu erproben.
Etwa zwei Jahre zuvor hatte er im Dörfchen Kroże, das seinerzeit zum Großfürstentum Litauen gehörte, hatte er den Auftrag erhalten, polnische Orgeltabulaturen zu schreiben. In dieser sind immerhin 30 seiner Werke enthalten, die seit den 1970er Jahren auch ihren Weg auf Tonträger fanden. Gegenüber der Renaissancemusik für Tasteninstrumente im engeren Sinne fand er bereits zu einem durch italienische Einflüsse bedingten moderneren (frühbarocken) Stil, der Girolamo Frescobaldis Schaffen verwandt scheint.

Im übrigen war es Adam von Wągrowiec, verstorben um 1629, der die Notation für das Orgelspiel revolutionierte, indem er als erster die heute noch in dieser Form verwendete dritte Notenzeile zum Pedalgebrauch in die Tabulatur einführte. Vierstimmige Canzonen liegen aus seinem Repertoire ebenso vor wie Fantasien, Kadenzen und Ricercare. Für den Messgebrauch schrieb er mehrere Sanctus- und Kyrie-Vertonungen. Rostisław Wygranienko spielte einige Beispiele daraus auf einer Orgel in Kazimierz Dolny, einem Ort in der Wojewodschaft Lublin, ein.
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