Zu rund fünfhundert Filmen und Fernsehshows schrieb der Pianist aus Warschau symphonische und genregerechte Filmmusik und damit von 1966 bis 1991 auch deren Geschichte. Spätestens 1968 katapultierte er sich nämlich mit der Vertonung des Streifens Hrabina Cosel („Gräfin Cosel“) in das öffentliche Kulturleben. Ursprünglich war er durch Privatunterricht zur Musik gekommen, bevor der später in Polen äußerst erfolgreiche Tonsetzer in Kattowitz ein Studium bei Jan Gawlas aufnehmen konnte. Bald schon vertiefte er sich nach Theorie- und Klavierabschluss auf das Fach Komposition, was sein intensiv fortgesetzter Unterricht an der Warschauer Musikhochschule bei Stefan Kisielewski zeigt.

Von 1950 an arbeitete Waldemar Kazanecki zunächst ganze neun Jahre jenseits der Praxis eines Musikers als Redakteur für den Rundfunk in Kattowitz, es zog ihn aber bald wieder an sein Instrument zurück. Neben seiner Haupttätigkeit spielte er solistisch und begleitend in Jerzy Haralds Orchester, wo er zum Konzertmeister aufstieg. Der Gedanke der Pianistenkarriere ließ ihn so schnell nicht los und erst später fand er mit seinem Schaffen als Filmmusikkomponist ein besseres Auskommen.
Ein selbst unter eigenem Namen gegründetes Orchester, zu dem namhafte Trompeter und Saxophonisten nebst einer begleitenden Combo mit Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Kontrabass zählten, stand in Konkurrenz zu Haralds Klangkörper, was zu einem Drahtseilakt der Interessen führte. So lag es wohl mehr an den äußeren Umständen in der schlesischen Metropole, dass Waldemar Kazanecki in Warschau als musikalischer Direktor und bald auch als Vizepräsident des Schriftsteller- und Komponistenverbands neue Betätigungsfelder fand.

Einen markanten Durchbruch als Filmkomponist fand er insbesondere mit einem Walzer für jene anrührend galante Szene in Jerzy Antczaks romantischer Serie Nacht und Tag (1975): Ein Mann von städtischem Adel steigt in voller Montur vor den Augen einer Partygesellschaft in einen Teich, um für seine anwesende Angebetete einen Strauß Seerosen zu bündeln und sie ihr zu überreichen. Dem an Jahren fortgeschritteneren deutschsprachigen Publikum dürften Waldemar Kazaneckis ganz anders geartete Melodien zur Trickfilmserie Lolek und Bolek noch im Ohr klingen.

Zum Schluss seiner Karriere setzte der äußerst produktive Musikdramatiker in dem melodramatischen Streifen Gorzka miłość („Bergliebe“, 1990) von Regisseur Czesław Petelski einen für den polnischen Film weiteren wichtigen Akzent. Weniger bekannt ist – vor allem im Ausland – Kazaneckis ebenso bemerkenswertes freies kompositorisches Schaffen, aus dem hier nur eine Ciaccona i fuga aus den Anfangsjahren, das Posaunenkonzert Animazione I – III (1965) und eine Partita für Orchester von 1970 und seine zahlreichen Lieder angeführt seien.
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