Rumfässer als Trommeln: „Youloumain“

Vor jeglicher Besitznahme siedelten Kariben auf Youloumain, die sich bis 1719 vehement der europäischen Besiedlung zunächst durch Frankreich, dann aus England entgegenstellten. Nachdem ihrer Knechtschaft auf Barbados, Grenada und St. Lucia entronnene afrikanische Sklaven Zuflucht auf dem südostkaribischen Inselatoll im Bereich der Kleinen Antillen „über dem Winde“ gesucht hatten, entwickelte sich hier bald eine größere kreolische Volksgruppe.

Auch auf Mustique, einer der Grenadinen-Inseln, geht es im Karneval mit Soca und Big Drum fröhlich zu (Küste an der Ostseite, Oktober 2005, GNU Free Do. Lic.).
Auch auf Mustique, einer der Grenadinen-Inseln, geht es im Karneval mit Soca und Big Drum fröhlich zu (Küste an der Ostseite, Oktober 2005, GNU Free Do. Lic.).

St. Vincent gilt heute als allgemeine Bezeichnung für die Inselgruppe, die Bequia, Mustique, Canouan, Mayreau und im äußersten Süden Union Island einschließt. In Folge der Unabhängigkeitserklärung von Großbritannien im Jahr 1979 entstand die Nationalhymne Saint Vincent, Land so beautiful. Joel Bertram Miguel komponierte die Musik zu dem mit Chorrefrain versehenen dreistrophigen Lied der Musikerin und Schriftstellerin Phyllis McClean Punnett.

Wappen der zu den Kleinen Antillen gehörenden Inselgruppe St. Vincent und Gremadinen (Prez001, 25.8.2013).
Wappen der zu den Kleinen Antillen gehörenden Inselgruppe St. Vincent und Gremadinen (Prez001, 25.8.2013).

Von vielen anderen Karibikstaaten unterscheidet sich St. Vincent dadurch, dass hier die von den Europäern eingeführte Ensemblebesetzung nur mit Streichern traditionell eine größere Rolle spielt und zwar auch auf dem Gebiet der populären Musik. Diese wird heute beherrscht von den Schlaginstrumenten der Garifunas, ursprünglich aus Nigeria stammenden Sklaven, die gleichzeitig spanischstämmige Familiennamen tragen – wie auch der amtierende Präsident Ralph Gonsalves. Gewisse bisher noch im Dunkeln liegende Traditionen auf anderen Karibikinseln, die als Alliouna bezeichnet werden, gehen auf St. Vincent zurück. Aus Rumfässern gebaute Trommeln kommen beim Big-Drum-Stil häufig zum Einsatz, während gleichermaßen der von Trinidad und Tobago eingeführte Soca – heute gerne mit elektronischem Instrumentarium realisiert – und der gerne gesellschaftskritisch betextete Calypso unter Verwendung von Steelpans das aktuelle Musikleben auf St. Vincent und den Grenadinen prägen.

Auf seinem zuletzt erschienenen größeren Album zelebrierte Kevin Lyttle den karibischen Karneval (B008URAGDG , Taracon Records 2012).
Auf seinem zuletzt erschienenen größeren Album zelebrierte Kevin Lyttle den karibischen Karneval (B008URAGDG , Taracon Records 2012).

Der Soca-Sänger Beckett vertrat die Inseln regelmäßig auf dem Karneval von Trinidad und Tobago, zur Legende wurde aber sein Fachkollege Kevin Lyttle vor mehr als zehn Jahren mit dem Hit Turn Me On, mit dem der ebenso auf den Gebieten Dancehall und R&B versierte Vicentianer tief in die europäischen Charts vordrang. Ihm stand dabei der heute auf Jamaica namhafte DJ Spragga Benz, der eigentlich Carlton Errington Grant hieß, zur Seite. Seit seinem großen Erfolg von 2004 produzierte der 1976 geborene Lescott Kevin Lyttle Coombs zwei weitere Alben, 2008 Fyah und 2012 I Love Carnival. Seine Konzertreisen brachten ihn unter anderem 2007 zum Cricket World Cup nach Jamaica, erst vor kurzem veröffentlichte er aus einem gemeinsamen Projekt mit dem kanadisch-jamaikanischen Reggae-Fusion-Sänger Shaggy die Hits Bounce und Feel So Good. Heute lebt Kevin Lyttle mit Frau und Kind in Miami.

 

 

 

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