Die Varianten des größten Volksfests der Welt finden sich auch in den USA nicht eben in geringer Zahl, nachdem schon im Zuge der amerikanischen Besatzung im süddeutschen Raum Ableger entstanden waren. Der Flecken Helen im Norden Georgias begeht das Little Octoberfest ebenso mit dem Bemühen um Originaltreue wie das größte dieser – häufig im Gedenken an deutsche Vorfahren veranstalteten – Events in Ohios Kapitale unter dem Titel Zinzinnati. Letzteres kann für sich schon auf eine gewisse längere Tradition seit 1976 zurückblicken.

Die Philadelphia German Band spielt gerne zum dort situierten Fest mit einem an das Münchner Repertoire heranreichenden Programm auf und auch das kleinere Calhoun County in West Virginia feiert seine persönliche Variante. Die Boston Beer Company übrigens braut in der Zeit des bayerischen Volksfests immer von September bis Oktober eine eigene Marke namens Octoberfest.

Hier soll es aber nicht primär um Bierzelt-Blasmusik als vielmehr um das kunstmusikalisch umgesetzte Thema „Feste feiern“ gehen: Einer der prominentesten amerikanischen Komponisten der Moderne, Charles Ives, trug im zweiten Satz seiner 3. Symphonie The Camp Meeting musikalisch zur Festkultur des Landes bei, während er im Country Band March, mit dessen Verwandten die Combos im ganzen Land gerne zu runden Terminen, Geburtstagen und anderen Feiern aufspielen, gerade dem oft gehörten schrägen Durcheinanderspielen der Musiker seine Sympathie schenkte. Es gefiel ihm offensichtlich, in den Fehlern, die etwa falsche Einsätze der Spielenden verursachten, eigen- und neuartige Rhythmen und Harmoniefügungen zu entdecken. Ebenso wie dieses Stück entnahm er auch das feierlaunige Stück Overture and March ‚1776‘ aus seiner umfassenderen Komposition Three Places in New England. Manches erinnert dabei an die Blaskapellen der Veteranenverbände wie sie ja häufig in Prozessionen mit lärmendem Jazz und Marschposaunen durch Manhattans Straßen zu ziehen pflegen.

Den klirrend frostigen Winter Neuenglands erwärmt in seinem späten Orchesterstück Washington’s Birthday ein flotter „Scheunentanz“ (Barn Dance), zu dessen ausgelassener Tanzlaune auch die Maultrommel als – ursprünglich europäisches – folkloristisches Instrument beiträgt. Die Beiträge zu einem der E-Musik ursprünglich fernen Genre wie einem festlichen Marsch erklären sich auch daraus, dass Ives‘ Vater George in der Kleinstadt Dunbury im Bundesstaat Connecticut eine auch militärischen Klängen nicht abgeneigte Kapelle leitete. Von ihm stammte bekanntlich die Empfehlung an seinen vierjährigen Sohn, der mit den Fäusten das Klavier traktierte, er solle das Trommeln richtig erlernen. Gesagt getan schickte er den kleinen Charles zu einem Schlagzeuglehrer …

Im Namen des George Washington Royal Orchestra klingt Ironie an, denn eine weiterreichende Vorherrschaft britischer oder anderer Könige wäre sicher nicht im Sinne dieses Revolutionsanhängers gewesen. Das Ensemble spielte 2009 – ganz auf die große Zeit Washingtons zugeschnitten – populäre Stücke wie The Liberty Song, Patriot Theme, Yankee Doodle oder The Toast in Feierlaune und anlässlich des wiederkehrenden Geburstags dieses ersten US-Präsidenten ein.
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