Benannt nach der prächtigen neapolitanischen Villa Floridiana mit ihrem bekannten, zur städtischen Universität gehörenden Botanischen Garten ist das junge Ensemble gleichen Namens auch schon mit zwei bedeutenden Veröffentlichungen hervorgetreten, zunächst mit Il Primo Amore, auf der Nuria Rial zu hören ist (Harmonia Mundi, B0075KFATE). Auf ihrer aktuellen CD mit Arien, einem Cembalokonzert und einer Sonate von Marianna Martinez (1744 – 1812) gastiert die gefragte Mezzosopranistin Anna Bonitatibus, die auch vor weniger bekanntem Repertoire nicht zurückschreckt. Dabei war die von Nicolà Porpora ausgebildete Sängerin und Komponistin nicht nur eine gefragte Wiener Gesellschaftsdame, die gerne illustre Persönlichkeiten zu ihren häuslichen Musiksoiréen einlud und in deren Haus sich Haydn und Mozart die Klinke in die Hand drückten und mitmusizierten. Sie hinterließ selbst ein großenteils noch unerschlossenes Oeuvre aus alleine 150 Arien, Kantaten, 12 Cembalokonzerte, viele Klaviersonaten sowie sechs Motetten und vier Messen als Jugendwerke.

Martinez‘ Vater war als ein aus Neapel stammender Spanier von Kaiserin Maria Theresia in den Ritterstand erhoben worden, der zeitweise den einflussreichen Hofdichter und Librettisten Pietro Metastasio beherbergte. Dieser förderte die hochbegabte Tochter des Hauses in der Rolle des Erziehers. Erst zehn Jahre alt erhielt sie bereits Unterricht bei Joseph Haydn und schreib bereits im Alter von sechzehn Litaneien, die Komposition etlicher Klaviersonaten schloss sich an. Bereits 1761 erklang eine ihrer Messen in der Wiener Hofkirche St. Michael. Die Accademia Filarmonica in Bologna, der unter anderen Corelli, Torelli und Mozart angehörten, ernannte sie 1773 zu ihrem ordentlichen Mitglied. Mit gerade 30 erhielt Marianna Martinez die Ehrendoktorwürde der Universität Padua.

Die Werke der zu ihrer Zeit über Wien hinaus vor allem in Italien namhaften Künstlerin befinden sich im Besitz der Bibliotheken von Neapel, Mailand, Wien, Berlin und Dresden. Immerhin konnten von den vergleichsweise zahlreichen Cembalokonzerten bereits vier geborgen werden. Dasjenige in G-Dur erklingt in der eben erst von der deutschen Harmonia Mundi veröffentlichten Anthologie. Wie Ensembleleiterin und Solistin Nicoleta Paraschivescu vermutet, dürfte es aus einer späteren Schaffenszeit stammen, da das Orchester auch mit Bläsern besetzt ist, während die frühen Werke eine schlichtere Instrumentierung vorsehen. Als besonders origineller Zug dieses Konzerts kann gelten, dass sein Schlusssatz auf einem Romanesca-Bass gründet und dem auf der Einspielung mit größtmöglicher Prägnanz, Kalrheit und gleichzeitiger Verspieltheit ausgeführten Cembalopart virtuoses Spiel abverlangt.
Die vierteilige Kantate La Tempesta von 1778, nach der die aktuelle CD betitelt ist, mutet auch der Sängerin nicht nur schwierige Intervallgänge zu, sondern gleichermaßen eine stimmliche Anpassung an das Libretto, denn die musikalische Faktur selbst koloriert in einfallsreicher Weise den Text: Die Kantabilität sucht der Darstellung der Schäfer zu entsprechen, das Vogelpiepsen wird lautmalerisch ebenso umgesetzt wie der sich stets wandelnde Fluss. Hier entspricht die Komponistin der modern gewordenen Formfolge von Arie, Rezitativ und Arie. Im Gegensatz zu früheren Arien lotet Martinez hier die tieferen Sopranregister aus. Anna Bonitatibus versteht es mit ihrer sowohl schmeichelnden als auch daramtischer Stimmgebung dem Geist der Wiener Frühklassik zu entsprechen – eine Entdeckung in diesem Frühjahr wert.
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