Einer der Schüler von Antonín Dvořák in Prag war Julius Fučik, geboren 1872, der sich wohl bereits auf eine Karriere als Militärmusiker vorbereitet haben mag, da er dort außer Fagott und Violine auch Schlagzeug studierte. Seiner Neigung entsprechend komponierte er im Zuge seiner Engagements in Krems an der Donau, Sarajevo und Budapest für das Orchester überwiegend Märsche, Walzer und Ouvertüren sowie zum Gebrauch durch Kammermusiker vereinzelte Stücke, die auf Gattungen zurückgreifen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überhaupt erst begründet wurden. Einige Stücke schrieb er seinem Lieblingsinstrument Fagott auf den Leib, das er im übrigen zwischenzeitlich auch im Orchester des Prager Deutschen Theaters spielte.

Fučiks Tänze und Märsche versammelt seit neuerem mit der Absicht, einiges aus dem Gesamtrepertoire wieder zu Gehör zu bringen, eine Aufnahme mit der Tschechischen Kammerphilharmonische und dem Orchester von Pardubice, dirigiert von Marek Štilec.

Vom Holmboe-Schüler Ole Schmidt, der zunächst in Restaurants als Jazzpianist gearbeitet hatte, dann aber die Fächer Klavier und Komposition am Königlichen Konservatorium Kopenhagen belegte, liegt seit kurzem eine Aufnahme mit drei seiner Bläserkonzerte vor, die Pièce concertante op. 19, ein Konzert für Tuba und Orchester sowie das Konzert für Horn und Kammerorchester. Die audiophile Qualität der Einspielungen von Dacapo Records wird dem Ruf ihrer besonderen Qualität auch hier gerecht; das Repertoire dürfte für alle, die noch nicht mit Ole Schmidts Werk in Berührung gekommen sind, zahlreiche Aha-Erlebnisse bereithalten. Giordano Bellincampi dirigiert das Aalborger Symphonieorchester, als Solisten treten der Posaunist Jesper Busk Sørensen, der Hornist Stefan Dohr, der Trompeter Gábor Tarkövi und der Tubaspieler Jens Bjørn-Larsen ins Rampenlicht.
Es sieht so aus, als habe er zuerst Maler werden wollen, denn Jia Daqun, geboren 1955, erhielt darin bereits als Heranwachsender umfassenden Unterricht am Kunstinstitut Sichuan seiner chinesischen Heimat. Trotz des vorhandenen Talents entschied er sich dann aber, am Konservatorium Komposition zu studieren. Er wurde am Konservatorium von Shanghai schließlich zum Professor für Komposition und Musiktheorie ernannt, ab 1995 folgten Gastprofessuren in den USA, wo er in Vorträgen über die aktuelle chinesische Musik informierte. Bashu Capriccio nennt sich eines seiner farbenreichen Orchesterwerke, das durchaus westliche Züge aufweist und auf einer neuen CD mit dem Warschauer Symphonieorchester unter Michał Klauza zu hören ist. Die fünfteilige Orchesterkomposition The Wave of the Surging Thoughts, orientiert sich formal an genuin europäischen Gattungen, nämlich in der Abfolge der Sätze Ballade, Rhapsodie, Lieder ohne Worte, Passacaglia und Marsch.

Die ihnen subsumierten Ideen scheinen aber durchaus ein chinesisches philosophisches Konzept zu spiegeln: Wanderung und Entscheidung, Beharrlichkeit und Kampf, Leiden und Emotion, Frustration und Reflexion, Vorangehen mit Vertrauen. Musikalisch treten fernöstliche Strukturen deutlich zurück, das System ist weitgehend tonal, trägt expressionistische Züge und sucht offenbar Anschluss an nicht-avantgardistische europäische Tendenzen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Begegnung mit chinesischer Orchestermusik europäischen Zuschnitts lohnt sich allemal.