Urheber des klassischen Chorkonzerts

Nicht nur der heute namhafteste ukrainische Hofkomponist des 18. Jahrhunderts, Dmitri Bortnjanskij, hatte einen starken Bezug zu Italien. Noch mehr gilt dies für den wenigstens sechs Jahre älteren, in Hluchiw im Herrschaftsgebiet der Kosaken-Hetmanen geborenen späteren Sänger Maxym Sosontowytsch Beresowskyj.

Maksym Berezovskyjs Stil ist sowohl von vorklassisch-polyphonen als auch frühklassischen Elementen bestimmt. In seinen Chorkonzerten schuf er darüber hinaus eine individuelle europäisch-osteuropäische Satzweise ((1745 – 1777; 18. Jahrhundert, unbek. Künstler, UKR p.d.).

Schon mit vierzehn Jahren begann er im Oranienbaumer Hofchor des Prinzen Peter Fedorovych mitzuwirken. Im nah gelegenen St. Petersburg trat er 1762 der italienischen Hofkapelle bei und wurde unter anderem im Fach Komposition, möglicherweise auch durch Vincenzo Manfredini und Baldassare Galuppi, ausgebildet. 1769 eröffnete sich ihm die Chance, seine professionelle Schulung in Italien fortzusetzen, nachdem er ein Jahr nach seinem Umzug eine Absolventin der Petersburger Theaterakademie, Franzina Uberscher, geheiratet hatte. Er verbrachte einige Zeit bei dem allseits berühmten „Padre“ Giovanni Battista Martini in Bologna und graduierte erfolgreich mit einer polyphonen Komposition auf der Basis eines ihm vorgegebenen Themas. An derselben Institution hatte wenige Monate zuvor Mozart eine solche Arbeit vorgelegt.

Die geistlichen Werke Beresowskyjs wurden in einer Reihe von Aufnahmen von dem ukrainischen Vidrodzhennya Kammerchor unter dem Dirigenten Mstyslav Yurchenko eingespielt (Claudio 2001, ASIN: ‎ B00005O13U).

Beresowskyjs Bemühungen zeitigten knapp zwei Jahre später die Aufnahme in die Philharmonische Akademie Bolognas. Es reüssierte mit der Oper Demofonte nach einem Libretto von Pietro Metastasio, die 1773 in Livorno zur Uraufführung kam. Trotz der möglichen Fortsetzung einer Karriere in Italien kehrte er aber wohl noch im selben Jahr nach St. Petersburg zurück. Zunächst nur Mitglied des kaiserlichen Theaters rückte er bald nach seiner Rückkunft zum Kapellmeister auf.

Ukrainische Aufführung der wiedergefundenen ‚Sonate für Violine und Klavier‘ von Maksym Beresowskyj (https://www.youtube.com/watch?v=Fc_wBjcTAgw&list=PLpDtS5IWbMHkrbU0Fy TlAKA5ouAmwMzWO)

Seine Instrumentalwerke, zu denen auch eine von Vasyl Vytvytsky in der Nationalbibliothek Paris wiederentdeckte Sonate für die Besetzung Violine und Klavier zählen, schließen früher als diejenigen Bortnjanskis deutlich zu einem einerseits homophonen, aber einfallsreichen Stil mit Imitationen und gelegentlichen polyphonen Abschnitten auf; gemeinsam mit Bortnjanskij gilt Beresowskyj als Begründer des klassischen geistlichen Chorkonzerts. Abgesehen von der Mehrteiligkeit und der gemischt vor- und frühklassischen Diktion fällt auf, dass die Melodien der einzelnen Chorsätze in einigen Aspekten ukrainischem Liedgut ähneln.

Auch auf MP3-Album erhältlich: eine hochaufgelöste Version von Beresowskyjs ‚Sonate‘ für Violine und Klavier (https://www.amazon.de/music/ player/albums/B01GWDOEZ0 […]).
Dass Beresowskyj selbst Sänger war, spiegelt sich in der Mehrzahl seiner Werke, von denen zwölf dank der langjährigen Forschungen des Chorleiters und Musikwissenschaftlers Mstyslav Yurchenko 2020 veröffentlicht werden konnten. Vermutlich sind etliche seiner Instrumentalwerke verschollen, doch immerhin wurde seine 1. Symphonie C-Dur aus den Jahren 1770 – 1772 in den Archiven des Vatikan aufgefunden. Es handelt sich vermutlich um die erste (wiederentdeckte) ukrainische Symphonie überhaupt. Darüber hinaus schrieb der im Alter von 31 Jahren früh verstorbene Komponist ein Konzert in g-Moll für vier Instrumente und Cembalo. Olga Martynova spielte ein „Jugendwerk“ Beresowskyjs aus den frühen 1760er Jahren, nämlich seine quirlige und in mehr als einer Hinsicht an Domenico Scarlattis und Antonio Solers Klavierwerk erinnernde Cembalosonate in B-Dur auf dem Hammerflügel ein.

Maxym Sosontowytsch Beresowskyj: Liturgie 7