In biographischen Nachschlagewerken taucht der Name der in Sachen Alte Musik progressiven Musikerin und Ensembleleiterin kaum auf: Christina Pluhar, die Grazer Expertin für Kammermusik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts – auch gerne in größerer Formation – bestimmte maßgeblich die Entwicklung der historischen Aufführungspraxis seit Ende des letzten Jahrhunderts.

Sie beherrscht einen großen Teil der Zupfinstrumente insbesondere des Hochbarock, Lauten, Harfen oder Gitarren, und konnte dank ihrer Beweglichkeit im Repertoire und der Varianz des Instrumentariums das eigene Ensemble weithin bekannt machen. L’Arpeggiata, derzeit bestehend aus zwischen 12 bis 20 Musikerinnen und Musikern, tourt aktuell ab Juni hoffentlich „barrierefrei“ mit verschiedenen Programmen durch Frankreich, Spanien, die Niederlande, Belgien und die deutschsprachigen Länder.

Unter den Motti Passacalle de la Follie, La Serenissima, Los impossibles, Orfeo son’io oder Stabat Mater und anderen hauchen sie den Partituren neues Leben ein und verzichten dabei auch nicht auf orchestralen Strahlklang. Das von der spanischen Musik beherrschte Musikdrama Orfeo chamán (2016), mit dem eine dominante Bühnenfigur aus Monteverdis Zeit aufgegriffen wird, ist übrigens ganz und gar Pluhars eigenes Werk.

Mittlerweile liegen aus den nicht nur äußerst durchdachten, sondern auch Pop-Status erreichenden Events in Studios und auf der Konzertbühne wenigstens 24 umfangreiche CD-Aufnahmen vor, deren musikalische Intensität ebenso informierte Ensembles hinter sich lässt. Die neueste Einspielung ist der Davidsleier aus der Feder des Sängers und Multiinstrumentalisten Luigi Rossi (ca. 1598 – 1653) gewidmet.

L’Arpeggiata und seine Leiterin Christina Pluhar rücken von der Vorstellung einer klerikal-aseptischen und schmucklosen Darbietung in Kleinstbesetzung, die ihre Wurzeln in den historistischen, von der Sonata da chiesa hergeleiteten Idealen der Zeit Frescobaldis hat, deutlich ab. Klangfülle und Experimentieren mit der Besetzung spielen dabei eine große Rolle. Für zwei Projekte gesellte sich übrigens der weltbekannte Sänger Philippe Jaroussky, Countertenor und gleichermaßen Experte im Violinen- und Klavierspiel, hinzu. Und manchmal ist man bei aller Werktreue auch ganz unkonventionell …
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