In seiner Beschreibung des Niederländischen Adels gibt der Historiker Mattheus Smallegange an, ein namhafter zeitgenössischer Kirchenmusiker, Pieter Bustijn, sei Nachfahre einer Familie aus dem belgischen Liège. Dafür ebenso wie für den Großteil der Werke des seinerzeit bedeutenden Organisten, Cembalisten und Carilloneurs, der sein Amt an der Nieuwe Kerk des seeländischen Middelburg 1681 nach dem Tod seines mutmaßlichen Lehrers und Psalmenvertoners Remigius Schrijver antrat, liegt jedoch kein Nachweis vor.

Immerhin ähnelt der Anfang des Präludiums der Suite in a-Moll aus seiner wiederentdeckten Sammlung IX Suittes pour le Clavessin so weitgehend einem Thema von J.S. Bachs Praeambulum 6, dass man versucht war, dem späteren Thomaskantor eine Wiederverwendung zu attestieren, zumal da bekannt wurde, dass sich Kopien der 1712 bei dem Amsterdamer Estienne Roger gedruckten Suiten in Bachs Besitz befanden. Von einer möglichen Entlehnung lässt sich möglicherweise auch im Fall des Präudienbeginns der Suitte II in D-Dur sprechen, die dem Anfang von J.S. Bachs Fantasia BWV 787 aus dem Clavierbüchlein für seinen Sohn Wilhelm Friedemann ähnelt.

Der Einfluss des niederländischen Komponisten und Organisten könnte indes auf dem europäischen Kontinent noch größer gewesen sein, denn Johann Gottfried Walther nannte ihn in einem Atemzug mit Louis-Nicolas Clérambault, Guillaume-Gabriel Nivers, Diderik Buxtehude, Johann Ludwig Krebs und eben J.S. Bach.

Stilistisch rangieren Bustijns erhaltene von Phantasie zeugende Cembalowerke zwischen den frühen französischen Clavecinisten und den spätbarocken Meistern deutscher Schule. Seine ΙΧ Suittes liegen in diversen Aufnahmen insbesondere aus den frühen 1990er Jahren vor; unter diesen findet sich eine Aufnahme mit dem Amsterdamer Cembalisten Bob van Asperen.
Literatur u.a.
Albert Clement, Pieter Bustijn, „Musicyn en Organist“, in: Tijdschrift van de Vereniging voor Nederlandse Muziekgeschiedenis 38, 1988, S. 81 – 98.