Kurz vor der Jahrtausendwende liegen Roxanne Della-Boscas vorerst produktivste Jahre als angehende Komponistin. Die ebenso als Pianistin ausgebildete und vielfach aktive Musikerin studierte an der University of Western Australia ebenso wie am Konservatorium zu Sydney und promovierte auf der Basis ihrer Selbstbeobachtung 2013 als Musikschaffende zu einem interdisziplinären Thema in Verbindung mit den Neurowissenschaften: Welche mentalen Prozesse laufen bei der Kompositionsarbeit ab?

Seit ihren großen Erfolgen, die sich in Aufführungen des West Australian Symphony Orchestra ebenso wie des Melbourne Symphony Orchestra niederschlugen, nahmen sich auch international bekannte Kollegen ihrer Werke an, unter anderem Ivan Vukcevic, Patricia Pollet und Michael Kieran Harvey. Sowohl der offizielle australische ABC-Klassikrundfunk als auch Radio National strahlten ihre Auftritte als Solo-Pianistin wie als Begleiterin und Aufnahmen ihrer eigenen Werke aus. Die mit mehreren Auszeichnungen, unter anderem dem zweifachen Dorothy Ransom and J. Hodges-Kompositionspreis bedachte Australierin lehrt – unter besonderer Betonung des kreativen Prozesses – in Sydney Komposition.

Ihrem frühen Duo for Viola and Piano (1997) attestierte Larry Sitsky 2011 einen eher aphoristischen Stil, wobei die Klavierstimme ebenso sparsam wie einfühlsam zum Streichinstrument eingesetzt wird. Selbst in diesem kleinen Stück schafft Roxanne Della-Bosca weiten Raum für die Entwicklung des Tonmaterials. Das mit seiner Mischung aus bestimmten verdoppelten Holz- und Blechblaspartien eigenwillig besetzte Orchesterstück Ceremony aus dem Jahr 2001 liegt in einer CD-Aufnahme vor. Besondere Beachtung bei Publikum wie Presse fand 2003 ihre Orchesterkomposition Zden („Little Saddle“), die vom Melbourne Symphony Orchestra aufgeführt wurde. Unter ihrer überwiegenden Kammermusik sind vor allem Microscope Cross Sections für Flöte und Klavier, Erosion: sculptress of grace, Infinite Moment of invisibility und 5 Miniaturen für Klavier alleine hervorzuheben.
Amongst the living für Orchester
Literatur: Larry Sitsky: Australian Chamber Music with Piano. Canberra 2011. S. 247.