Es muss nicht immer die Interpretation eines vielleicht schon überstrapazierten Werks sein, das in aller Ohren tönt und zum Vergleich herausfordert, es gibt möglicherweise auch eine Bestenliste des „Ungehörtesten“, womit hier in erster Linie auf Neufunde angespielt wird. In diesem Monat wird etwa auch dem russisch-jüdischen Komponisten Alexander Veprik (1899 – 1958) diese Ehre zuteil, von dem kürzlich das BBC National Orchestra of Wales unter Leitung von Christoph-Mathias Müller ausgewählte Kompositionen eingespielt hat.

Bislang wurden die Hofkonzerte und Dorftanzsuiten von Joseph-Bodin de Boismortier getrennt aufgenommen, die in Italien beheimatete für ein Barockensemble an Instrumentalisten sehr großzügig ausgestattete Cappella musicale Enrico Stuart zieht es vor, sie im Wechsel zu präsentieren, allerdings gemäß den zugrundeliegenden Tanzcharakteren und -metren, um eine sinnvolle Reihenfolge zu gewährleisten, die den Wechsel von langsamem und schnellem Satz vorsieht. Dem geschwinden Schlusssatz des e-Moll-Konzerts op. 38 „zu Hofe“ folgt ein zuerst gravitätisch vorgetragener „ländlicher“ Satz des aus einem vierteiligen Zyklus (op. 52) stammenden Balletts in G-Dur.

Nach den beiden „Altmeistern“ Hopkinson Smith und Gabriele Polomba nahm sich nun der Amerikaner Paul O’Dette des Mantuesers Albert de Rippe (ca. 1500 – 1551) und seines Lautenwerks an. Gemessen an den „Scherben“, Überbleibseln aus der Überlieferung bei anderen Renaissance-Komponisten liegt uns eine stattliche Anzahl von 26 Fantasien, 59 Tabulaturen auf der Basis von Chansons, Madrigalen und Motetten, sowie 10 Tänze, gesetzt für die sechschörige Laute; hinzu kommen zwei Fantasien für die vierchörige Renaissance-Gitarre (eine Vorform der heutigen gab es bereits). O’Dette spiegelt auf Originalinstrumenten, sowohl Lauten als auch Gitarren, in einem Querschnitt die Vielseitigkeit dieser Stücke.

Nicht mehr ganz so neu, aber immer noch eine ungeahnte Bereicherung der europäischen Klangkultur sind die slowenischen Lieder und Duette aus dem 19. und 20. Jahrhunderts, die die weltbekannte, aus Buenos Aires gebürtige Mezzosopranistin Bernarda Fink, in Begleitung ihres Bruders, des Bassbaritons Marcos Fink (aus einstiger slowenischer Familie) und des Pianisten Anthony Spiri für Harmonia Mundi eingespielt hat; die Geschwister Fink treffen somit auch emotional den richtigen Ton …