Das für Tausende zum Trauma gewordene Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 ist wohl auch dafür verantwortlich, dass ein Großteil der um die 700(!) Sonaten für Cembalo oder Orgel aus der Hand des „Orpheus Portugals“ verlorenging: Gerade einmal 105 Beispiele für seine Tastenkunst sind bis heute überliefert. Die Rede ist von José Antonio Carlos de Seixas (1704 – 1742), der auch mit Kirchenmusik zur kulturellen Blüte seines Landes im frühen 18. Jahrhundert beitrug.

Zwar trat Seixas zunächst in die Fußspuren seines Vaters Francisco Vaz, der als Organist an der Kathedrale Sé Velha von Coimbra wirkte, musste aber nach dessen (plötzlichem) Ableben bereits als 14jähriger seine Aufgaben übernehmen. Im Jahr 1720 muss er bald nach seiner Ankunft in Lissabon Domenico Scarlatti kennengelernt haben, der dort als Kapellmeister der Königlichen Kapelle fungierte. Seixas wurde hier selbst beschäftigt, versah aber darüber hinaus das Organistenamt an der Sé Patriarcal der Stadt. Nach Scarlattis Weggang übernahm er dessen Stelle am Hof.

In etlichen Aufnahmen etwa seit Mitte der 1980er Jahre und nahezu ungebrochen bis jetzt liegen wohl seine einzigen beiden Konzerte für Cembalo und Orchester in a-Moll und g-Moll vor; „klassischen“ Initialwert besitzt beispielsweise die Einspielung von János Sebestyén mit dem Ferenc Liszt Kammerorchester unter János Rolla von 1984, die erstmals 1986 durch das portugiesische Kulturministerium veröffentlicht wurde, bevor das Label Strauss (SP 4154) die zweite Auflage übernahm. Das Cembalo hat hier einen verspielten, klingelnden Klangcharakter, der Notentext wird mit Leichtigkeit und „informierter“ Ausführung der Kadenz(Brechung)en umgesetzt, vom Orchester moderat, aber in denkbarer Frische, wie sie dem empfindsamen, mitunter vorwärtsdrängenden Gestus der Musik selbst eignet, sekundiert. Auf derselben CD finden sich darüber hinaus, um den heiteren Gesamtcharakter abzurunden, eine Symphonie in B-Dur sowie die Ouvertüre in D-Dur.
Diskographie Carlos Seixas