Rückkehr auf die Antillen – der Kunst halber

Wie Jacobo Palm, der – dank seines Großvaters Jan Gerard – mit seinen Geschwistern eine große karibische Musiker- und Komponistenfamilie teilte, erblickte Wim Statius Muller auf Curaçao das Licht dieser Welt. Bei Palm lernte er früh das Klavierspiel, bevor er die Gelegenheit erhielt, die New Yorker Juilliard School als Student zu betreten. Der letzte Schüler Alexander Silotis, Josef Raieff, unterrichtete ihn dort nicht nur am Klavier, sondern auch in Komposition.

Curaçaos Hauptstadt Willemstad in anderem Licht – nämlich als Ausgangs- und Rückkehrort für einen bekannten Komponisten von ‚Antillean Dances‘, Wim Statius Muller (* 1930) (Jerr and Jo Klotz MD, Handelskade at Night, 27.2.2012, CC-Liz.).

Von den Früchten dieser ordentlichen Ausbildung zur Musikerlaufbahn konnte er freilich schon bald nicht mehr profitieren, denn nach einem beinahe sechs Jahre andauernden Engagement als Dozent für Klavier und Musikgeschichte an der Ohio State University in Cincinnati bot sich ihm die Chance, in einem komplett professionsfremden Feld – aber als Staatsbeamter weiterzuarbeiten: So sollte er in seiner Heimatstadt Willemstad einen Sicherheitsservice aufzubauen, doch verschlug es ihn im Zuge des Kalten Kriegs in die Niederlande, wo er sich mit anderen die Arbeit im Ausspionieren von Kommunisten in der östlichen Hemisphäre teilte. Immerhin erreichte Muller auf diese Weise eine Managementposition in Den Hague; anschließend wirkte er im NATO-Hauptquartier in Brüssel weiter.

Tica Giel singt auf der CD ‚Antillean Songs‘ von 1990 indigene Lieder der Aruba und wird von Wim Statius Muller am Klavier begleitet (R-11598481, CD 90 034, S.E.I. Madura Muzikstiechting).

Die abgekürzte Musikerkarriere mag er manchmal bereut haben, doch erhielt er erst nach seiner Pensionierung die Gelegenheit nach Curaçao zurückzukehren, um sich dort ganz seinem Klavier und der Komposition zu widmen. Seither trat er häufig auf dem Territorium der Niederländischen Antillen auf, nur manchmal zog es ihn zu Gastspielen in die USA und über den Ozean in die Niederlande oder nach Polen. Die Ergebnisse aus seiner Zusammenarbeit mit der indigenen Aruba-Sängerin Tica Giel wurden auf CD gebrannt.

Walzer, Rumba, Tumba, Mazurka: Ein buntes Spektakel an weitgehend bearbeiteten Tänzen enthalten Wim Statius Mullers hier selbst gespielte ‚Antillean Dances‘, op. 4 (ASIN-B0000044Y6, Label René Gailly 1994).

 

 

 

Die ehrenvolle Auszeichnung durch Königin Beatrix „in Silber“ folgte nicht nur auf Mullers Einsatz für den karibischen Musikernachwuchs, sondern auch auf den großen Erfolg seiner auf Tonträger verfügbaren Antillean Dances für Klavier, die durch ihre Stilisierung kaum mehr den ursprünglichen reinen Tanzcharakter verraten, die ihrem Urheber aber den Ruf „Curaçao’s Chopin“ einbrachten. Der Aufnahme folgte eine CD mit Antillean Treasures, gleichermaßen für das Klavier bestimmt. Der Klassik-Pianist als Geheimdienstbeamter – das ist bis heute gewiss keine alltägliche Laufbahn …

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