Es war natürlich alles andere als Zufall, dass die auf der östlichen Dodekanes-Insel Kos aufgewachsene Liedsängerin Marika Katsoris gerade ihren Konzertbegleiter, den Cymbalom-Spieler Kostas Papagika, heiratete …

Ungewöhnlich mutet es für die Verhältnisse der Zeit aber an, dass die Sopranistin mit der charmanten und wohl früh anerkannten Stimme erst dreiundzwanzigjährig zu ihren ersten Aufnahmen für die britische Grammophon-Gesellschaft ins ägyptische Alexandria kam, als das Medium noch in den Kinderschuhen steckte; bislang konnte leider nur eine dieser frühen Einspielungen geborgen werden. Unkonventioneller noch für eine Musikerinnenkarriere im Westen des damaligen osmanischen Reiches erscheint die zwei Jahre später, 1915, unternommene Emigration des Paars über Ellis Island in die USA.

Zunächst trat Marika Papagika für Victor Records vors Mikrophon, 1919 bereits für Columbia Records. Ihr ist es zu verdanken, dass griechische folkloristisch-klassische Musik einschließlich aufgekommener populärer Stile wie des städtischen Rembetiko und des Ruhmestaten feiernden Klefto Dimotiko auch jenseits des Atlantiks rasch an Einfluss gewann. An der 34. Straße New Yorks eröffnete sie mit ihrem Mann ein „café-aman“, das bald Treffpunkt verschiedener Künstler und anderer Einwanderer aus Südosteuropa wurde.

Als der Börsenmarkt in der neuen Heimat einbrach, mussten Marika und Kostas langfristig auch ihr beliebtes „café-aman“ aufgeben. Dennoch gelang es der Sängerin bis 1937 neue Lieder aufzunehmen, auch wenn sie sich gegenüber Koula Antonopoulos als ernstzunehmender griechischer Konkurrentin auf US-amerikanischem Musikterrain zu behaupten hatte. Das thematische Spektrum von Papagikas „tragoudia“ reicht vom Tanz in Smyrna, Zalongos und Mitilini über die Klage einer Gefangennahme in Sygros und Sehnsuchtsorten in der Natur (Siehst du diesen Berg?, Unter der arkadischen Platane) bis zur Charakterisierung von Frauen aus der Umgebung und zum Porträt von Fischern bei ihrer Arbeit.
Kos: Musikfestival im September 2019