Vorgeschmack?

Zu den bisher gefundenen 45 gesellen sich nun zwölf weitere, erst kürzlich entdeckte Orgelkompositionen aus Giacomo Puccinis Feder. In gewisser Weise stellen auch sie eine Vorstufe zu Motiven und Melodien in den späteren Opern dar; nicht zufällig schrieb der junge Organist aus Lucca 1876 zunächst ein symphonisches Präludium, das aus seiner Praxis als noch nicht volljähriger Kirchenmusiker durchaus hervorgegangen ist. Schon der Urgroßvater des veristisch orientierten Opernmeisters (man denke an Turandot) war in der Öffentlichkeit seiner Stadt als Pianist und Organist hervorgetreten, der Vater war dort Domorganist und schrieb Messen ebenso wie Opern.

Beim Label Passacaille erschien eine weitere Folge der Orgelkompositionen Puccinis aus der „Domschule“ Luccas, die seinerzeit streng über den „Nachwuchsorganisten“ urteilte (ASIN: B06Y3K8GC4, 2017).

Liuwe Tamminga, eigentlich ein Experte der Musik des 16. und 18. Jahrhunderts nahm sich in seiner Einspielung von 2014 nicht nur der Orgelwerke Verdis an, er machte schon zuvor die frühen, keineswegs unbedeutenden Pendants Puccinis 2009, in Folge 2017 durch eine zweite CD weltweit bekannt. Die 28 Sonaten, Versetten, Märsche und Walzer (!) sind folkloristisch beeinflusst wie ausgedacht und zumal teils Tänze zugrunde liegen, alles andere als geistliche Musik ganz für den Messgebrauch. Dass Musikwissenschaftler nun noch weitere Nummern aus dem nicht gerade schmalen Oeuvre sichern konnten, lässt aufhorchen; die Weltpremiere der Stücke auf Tonträger von 2017 legt nun gewissermaßen und ohne Übertreibung die Wurzeln seines Schaffensprozesses frei, sie sind also mehr als nur ein Vorgeschmack auf das Kommende.

Vorschau:
Festival Puccini 2019

 


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