Der französische Begriff carole, gebildet auf der Basis des lateinischen Worts choraula, beschreibt einen von Sängern begleiteten Rundtanz. Diese Form geselligen Vergnügens erfreute sich großer Beliebtheit vom hohen bis weit ins späte Mittelalter, bewährte sich danach immer mehr im Rahmen kirchlicher Feste und anlässlich von Mysterienspielen. Durch die Reformation erfuhren diese Lieder und Tänze eine neue Bewertung; sie sollten nunmehr wie oirginär gedacht ganz Sache breiter Volksschichten sein – ohne enge Bindung an den religiösen Ritus.

Nach dem aus dem 15. Jahrhundert überlieferten englischen Typus bestanden die geistlichen Lieder aus melodisch identischen Versen im Wechsel mit einem Refrain. Die spätere anglophone Verengung von carol auf den Terminus Weihnachtslied brachte es mit sich, dass sich neue hymnodische Traditionen ausbildeten. Bereits im 17. Jahrhundert setzten sich im Zuge der protestantischen Umakzentuierung von der Marienverehrung der katholischen Liturgie auf Christi Geburt in Europa wie in der Neuen Welt immer mehr Lieder mit weihnachtlichem Gehalt durch. Dafür steht unter anderem beispielhaft In dulci jubilo.
Für weite Verbreitung reformatorisch gefärbten Weihnachtsliedguts auch in den Vereinigten Staaten sorgte etwa 1749 mit Come, Thou Long Expected Jesus der zwischenzeitlich als Sekretär des Gouverneurs von Georgia arbeitende methodistische Pfarrer Charles Wesley (1707 – 1788). Des weiteren bereicherte der Dichter John Byrom (1692 – 1763) mit Christians Awake 1746 das anglophone Repertoire des Carol.

Gerade in den USA explodierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Pflege des kirchlichen Weihnachtslieds förmlich, vermehrt um afroamerikanische Spirituals wie Go, Tell it on the Mountain, brachte daneben aber einen weltlichen, durch romantische Kunstanschauung mitbedingten Zweig hervor, in dem mehr Santa Claus und die Bescherung mit Lichterglanz und Kutschengeläut im Vordergrund stehen, inklusive der massiven Kommerzialisierung seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts …
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