An den scheinbar endlosen Frostperioden liegt es vermutlich nicht, dass Alaska aus europäischer Perspektive mit renommierten Komponisten kunstmusikalischer Herkunft kaum hervorgetreten ist. Allerdings kommt auch keiner, der sich auf die musikalische Spurensuche dort begibt, an John Luther Adams vorbei. Der im Teenageralter eigentlich in Rockgefilden engagierte Perkussionist hat seine Wurzeln eher in sonnigen Gefilden, wuchs im Staat Mississippi auf und trug ein Diplom vom California Institute of the Arts in Los Angeles davon.

Wie verschlug es jemanden wie ihn so hoch in das sicherlich unwirtlichste Archipel der Vereinigten Staaten? Mit der Musik hatte es kaum zu tun, vielmehr führte ihn eine Mission im Umweltschutz, für den er sich sehr einsetzte, 1978 dorthin. Alaska fesselte ihn schließlich für mehr als 35 Jahre: Insbesondere Landschaft und Natur inspirierten ihn bei seiner kompositorischen Tätigkeit maßgeblich. Titel wie How The sun Came to the Forest (1984) für Chor und Kammerbesetzung mit Englisch Horn, The Far Country of Sleep (1988), Earth and the Great Weather (1990-93) für Musiktheater, Dream in White-on-White (1992) für Orchester, Make Prayers to the Raven (1996/98) für Flöte, Violine, Harfe, Cello und Schlagwerk sowie das Streichquartett The Wind in High Places (2011) bezeugen seine Ausrichtung deutlich.

Die Achtsamkeit des Komponisten und ehemaligen Professors am Oberlin Conservatory of Music auf die natürliche Umgebung hatte sich schon früh in künstlerischer Entäußerung niedergeschlagen: Ganz natur-„mimetisch“ in der Tradition von Emerson und Whitman gedacht waren die Flötenminiaturen Songbirdsongs aus den Jahren 1974 bis 1980, also noch während Adams‘ Umzug nach Alaska und danach. In Night Peace (1977) hatte er die nächtlichen Geräusche, die ein Sumpf hervorbrachte, mit Okefenokee Swamp zu einer eigentümlichen Klangfaktur verarbeitet.
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