Sieht aus heutiger Perspektive aus wie eine Kreuzung einer Wasserpfeife mit einem Nudelholz – ist aber (funktionell) weder das eine noch das andere: das aus Ensembles längst verschwundene Rankett, dem in der Barockzeit die Ähnlichkeit mit einem Spinnrocken nachgesagt wurde – daher die italienische Bezeichnung „rocchetta“. Wie bei Oboe, Fagott und Englisch Horn handelt es sich um ein Doppelrohrblasinstrument, dessen tragender Corpus aber aus einem kurzen und dicken Zylinder aus Holz, manchmal Elfenbein besteht. Ein vielfacher darin eingetriebener geknickter Windkanal ist für die Tonerzeugung mittels einer Pirouette, die einem Shisha-Mundstück nicht völlig unähnlich ist, verantwortlich. Gespielt werden die Skalen über elf Grifflöcher und meist fünf zusätzliche Tonöffnungen.

Michael Praetorius unterscheidet bei dem näselnd und im Vergleich zu den evolutionären „Gewinnern“ Oboe und Fagott eher leise klingenden Instrument im Syntagma musicum vier Tonhöhenvarianten, nämlich Großbass, Bass, Tenor-Alt und Diskant. Nach einer gewissen Erfolgsphase um 1600 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts im österreichisch-deutschen Gebiet kam das heute seltsam und optisch halbwegs „gebetsmühlenartig“ anmutende Instrument um 1640 fast gänzlich aus dem Gebrauch. Eine erst in den 1680er Jahren von Johann Christian Denner entwickelte Abart, die lediglich über einen Umfang von zweieinhalb Oktaven verfügte, war wie das Serpent S-förmig geschwungen und firmierte daher wenig schmeichelhaft als Wurstfagott …

Etliche Schritte zurück in die Tiefen der Instrumentengeschichte geht es beim Schlagidiophon Tympanon. Die beidseitig oder nur einseitig bespannte Handtrommel wurde sowohl in ähnlicher Form von den Sumerern und Israeliten wie später von Griechen und Römern benutzt. Im Dionysoskult soll das auch als Handpauke bezeichnete τύμπανον vorwiegend von Frauen gespielt worden sein. Nach anderen Quellen soll diese Trommelart in Phrygien erfunden worden und seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert im Kybele-Kult verwendet worden sein. Erst etwa seit der Renaissancezeit nannte man das Tympanon im deutschsprachigen Raum Heerpauke oder auch nur Pauke.

Nach einem Sprung ins 20. Jahrhundert wenden wir uns einem anderen Perkussions-instrument zu: Schüttelgeräusche im Jazz der 1920er Jahre erzeugte das Flexaton, hervorgerufen durch zwei Holzkügelchen auf Stahlfedern, die eine elastische Stahlzunge anschlagen; die Höhe der schnell hintereinander wiederholten Töne kann durch unterschiedlichen Daumendruck verändert werden. Kurioserweise taucht das Flexaton (sehr) gelegentlich auch in der Kunstmusik auf: Arnold Schönberg setzt ein Instrument mit dem Tonumfang vom dreigestrichenen cis bis zum viergestrichenen d sowohl in den noch immer als „Klassiker“ gespielten Variationen für Orchester op. 31 (1926-28) als auch in seiner leider Fragment gebliebenen Oper Moses und Aaron (1923-37) ein.
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