Bitte nicht verwechseln: Eleazar de Carvalho, Schöpfer von zwei bedeutenden Opern sowie zahlreichen Orchesterwerken und Kammermusik ist nicht verwandt oder verschwägert mit einem nachnamensgleichen Lissaboner Musikforscher, der dort das Centro de Estudos de Sociología e Estética Musical leitet. Kurios mag es anmuten, dass ersterer, der in São Paulo 1912 geborene spätere Komponist und Dirigent seine Musikerkarriere als Tubabläser einer Marinekapelle in Rio de Janeiro antrat. Doch schillerte er, was für eine brasilianische Laufbahn keinesfalls ungewöhnlich ist, noch in anderen Farben: Wenig später versah er nämlich den Dienst an dem korpulenten Instrument im Orchester des Teatro Municipal.

De Carvalho schaute ehrgeizig nach vorne und nahm nach seiner Entlassung aus Militärbläserdiensten Dirigierunterricht bei Francisco Mignone an der Musikschule von Rio de Janeiro. Dies brachte ihn 1941 auf das Podium des Brasilianischen Symphonieorchesters, nämlich als Assistent des damals dort amtierenden Dirigenten Eugen Szenkar. Ein Studium am Berkshire Music Center in Tanglewood, wo Sergej Koussevitzky, ein Freund und Förderer Leonard Bernsteins, unterrichtete, beförderte ihn auf der Karriereleiter einen weiteren Schritt nach oben. Denn als dessen Assistent hatte er die Möglichkeit, sein Wirkungsfeld in der Orchesterleitung bedeutend auszubauen: etwa als Gastdirigent des Boston Symphony Orchestra und immer wieder auch europäischer Orchester. Bei allem Erfolg trug de Carvalho keine Scheuklappen, was seine persönlichen Beziehungen betraf: Seine Frau Jocy de Oliveira war schließlich selbst eine zentrale Figur des brasilianischen Musiklebens und konnte sich als Komponistin noch vor ihrem Mann behaupten …

Schließlich sollte Eleazar de Carvalho auch Koussevitzky selbst beerben und so bedeutende Schüler wie Seiji Ozawa, Claudio Abbado, Zubin Mehta und Charles Dutoit unter seine Fittiche nehmen. Zuvor jedoch führten ihn die Engagements kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten. Parallel dazu dozierte er an diversen Hochschulen, leitete etwa Anfang der 1960er Jahre die Dirigierklasse in Berkshire, später in derselben Eigenschaft als Professor an der Musikschule Federal University von Rio de Janeiro, zwischenzeitlich, nämlich 1975, übernahm er die Leitung beim Staatlichen Symphonieorchester von São Paulo. Ein späterer Ruf führte ihn in die USA zurück, wo er an der Juilliard School ebenso wie in Yale lehrte. Sein ganzer Einsatz als Dirigent galt weiterhin sowohl zeitgenössischer und im besonderen brasilianischer Musik. Mit dem Cellisten Janós Starker und dem Symphonieorchester von Paraíba spielte er Ende der 1980er Jahre Orchesterwerke von Heitor Villa-Lobos ein.
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