Stilistischer Pluralismus auf Montserrat

Der Reggae und seine weitverzweigte Nachkommenschaft sind als echter Karibikexport weltweit bekannt, die Musikstile der europäischen Invasoren haben in den letzten dreißig, vierzig Jahren an Popularität dagegen durchaus eingebüßt- sieht man einmal von lokalen Einzelerscheinungen ab: Im Inselstaat Montserrat an der östlichen Kante der Kleinen Antillen behaupten sich irisch beeinflusste Formationen neben dem bei den Einwohnern afrikanischer Herkunft verwurzelten Jumbie dance.

Eine wichtige Rolle spielt bei der Musik irischer Provenienz auf Montserrat, insonderheit derjenigen für ein Ensemble mit Fife (Schwegel), einem Vorläufer der Querflöte, die bodhrán-Trommel (Hinnerk Rümenapf, 15.11.2008, CC-Liz.).
Eine wichtige Rolle spielt bei der Musik irischer Provenienz auf Montserrat, insonderheit derjenigen für ein Ensemble mit Fife (Schwegel), einem Vorläufer der Querflöte, die bodhrán-Trommel (Hinnerk Rümenapf, 15.11.2008, CC-Liz.).

Irische Traditionen, die sich neben der typischen Satzweise besonders in der Besetzung mit Flöteninstrumenten und der und der Bodhrán-Trommel offenbaren, führen auf Montserrat ein munteres Eigenleben. Ländlichen Tänzen der britischen Inseln ähneln hier der Bam-chick-lay. Im Jumbie dance haben herkömmliche Instrumente wie das Shak-shak zum Zweck der Perkussion und die hawaiianische Ukulele ihren festen Platz neben den Streichern. Das vulkanische Eiland mit seinen tropischen Temperaturen, das ein Überseegebiet des Britischen Königreichs darstellt, verfügt über eine ausgesprochen partikularistische Musikkultur, denn außer den dominierenden, nämlich europäischen und afrikanischen „Relikten“ der Kolonialzeit behauptet sich hier auch der Calypso, einst Exportschlager aus Trinidad. Wie in den USA gebräuchliche Spiritual-Chöre haben sich darüber hinaus in der Hauptstadt Brades und in Plymouth wie anderen Siedlungen der Insel etabliert.

an der Ostküste der gelegentlich von Vulkanausbrüchen bedrohten Karibikinsel Montserrat (Edgar El, 4.3.2012, CC-Liz.)
an der Ostküste der gelegentlich von Vulkanausbrüchen bedrohten Karibikinsel Montserrat (Edgar El, 4.3.2012, CC-Liz.)

 

Aus den Gesangspartien der auf Montserrat inzwischen weit ausdifferenzierten Popmusik lässt sich ebenso wenig wie aus der folkloristischen Szene der Gebrauch der kreolischen Sprache wegdenken. In letzterer sind Streicherbesetzungen als Begleitung zur solistisch eingesetzten Gitarre, Ukulele, Schwegel, Gradge und Boom Pipe üblich, als Schlaginstrumente werden gerne Triangel und Shak-shak hinzugenommen. Wie auf anderen Karibikinseln spielen hier Maskenumzüge eine bedeutende Rolle, bei denen irisch-britische Konventionen durchscheinen: Dies zeigt sich an den Tänzen der von Haus zu Haus ziehenden Karnevalsgruppen, die sowohl Quadrillen als auch die Heel-and-toe-Polka aufführen.

Ein patriotisches Lied auf seine Heimat Montserrat, "Sweet Montserrat (My Home)" stimmte der Musiker Speca Duss vor vier Jahren an (Krusemode Entertainment 2013, B00CIH4ASQ).
Ein patriotisches Lied auf seine Heimat Montserrat, „Sweet Montserrat (My Home)“ stimmte der Musiker Speca Duss vor vier Jahren an (Krusemode Entertainment 2013, B00CIH4ASQ).

Last but not least darf bei dem generell großen Aufgebot an musikalischen Events und Gelegenheiten auch das legendäre Aufnahmestudio von George Martin nicht vergessen werden: Hier ließen sich Elton John, die Rolling Stones und Sting mit Bands und Stimme auf Vinyl bannen. Nach seiner Schließung beherbergte es – als Stiftung weitergeführt – seit 1997 weitere illustre Gesätze wie Paul McCartney und Eric Clapton.

 


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