Heute abend um 19 Uhr ist es so weit: Für das Konzert zum sechzigjährigen Bestehen des Australischen Jugendsymphonieorchesters von Mary Vallentine öffnet die Sydney Town Hall, ein ornamental gestalteter Repräsentationsbau aus den 1880er Jahren, ihre Tore. Auf dem Programm steht an erster Stelle Sun Music III (1967) von Peter Sculthorpe, der von vielen als wichtigster australischer Komponist des 20. Jahrhunderts gesehen wird.

Außerdem sind unter dem Taktstock von Andrew Gourlay heute Rachmaninoffs Symphonie Nr. 2 e-Moll sowie Edward Elgars Cello-Konzert aus dem Jahr 1919 – praktisch arrangiert für das Orchester, da in genau derselben Tonart komponiert – zu hören. Fast exakt 10 Jahre, bevor Sculthorpe das zentrale Orchesterwerk des Abends schrieb, debütierte am selben Ort das per definitionem jung gebliebene Orchester, das auch mit dem australischen Staatsballett kooperiert und in dem fortlaufend Meisterklassen absolviert werden.

Als Cello-Solist des Abends hat sich der 1976 in Shanghai geborene und mehrfach ausgezeichnete Li-Wei Qin angekündigt. Aus dem 11. Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs hatte der gefragte Virtuose die Silbermedaille davongetragen und wurde bei der Naumburg Competition in New York mit dem ersten Preis geehrt. Ihm wird ein dahinschmelzend samtener Ton ebenso nachgesagt wie ein energischer intutitiver Zugriff, der jedem Werk der großen Celloliteratur, das er sich vornimmt, gerecht werden kann. In Prag, Basel, Hamburg, Berlin, Osaka und Hongkong war er zu Gast und auch bereits in Melbourne und Sydney.

Ebenso bunt, wenn nicht noch farbiger nimmt sich die Biographie des Dirigenten dieses Abends, Andrew Gourlay, aus: Als Nachkomme russischer Einwanderer auf Jamaica wuchs er auf den Bahamas und den Philippinen auf, in Japan und England. Am Royal College of Music wirkte er als Korrepetitor für Haitinks Zyklus von Bruckner-Symphonien und assistierte Roger Norrington. In Cadaques entschied er den Dirigentenwettbewerb 2010 für sich und fungiert seit 2016 als Musikdirektor des Symphonieorchesters von Castilla y León. Mit dem Australian Youth Orchestra arbeitete er wie mit etlichen anderen schon zusammen und die Konzertbesucher dürfen sich daher gewissermaßen auf das Match eines eingespielten Teams freuen.
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