… im Symphonieorchester ist die Celesta, die hier den Platz des fehlenden „Weichspülers“ einnimmt. Ihr Vorteil: Das seinem Äußeren nach einem Harmonium ähnelnde Instrument erzeugt zwar den sanften, nachhallenden weichen Ton, ist aber dennoch laut genug, um mit Blechbläsern und schrummelnden Kontrabässen hörbar mitzuhalten. Diese Doppelnatur erweist sich auch in seiner mechanischen Anlage: Aus der Perspektive der Schallerzeugung gehört die „himmlische“ Celesta, deren Idee bis (weit) ins 18. Jahrhundert zurückreicht, wie die Große Pauke zum Schlagwerk, ihrer Spielweise nach aber zu den Tasteninstrumenten.

Um anhaltende schnellere Sequenzen „transparent“ abbilden zu können, verfügt die Celesta dem Klavier ähnlich über ein Pedal, um die lange Resonanz abzudämpfen. Klangfarblich liegt das Instrument zwischen einem Glockenspiel und einer Glasharmonika, was durchaus der Absicht seiner ersten Konstrukteure und besonders ihrer Vorläufer entspricht: Der französische Harmoniumbauer Auguste Mustel bastelte 1886 den Prototyp, der sich dennoch vom Klaviaturglockenspiel, gleichfalls aus der Familie der Metallophone stammend, unterscheiden sollte.

Neben den Stahlplatten, die in Anwendung traditioneller Hammertechnik angeschlagen werden, verfügte dieser Vorgänger bereits über Resonatoren für den spezifischen „süßen“ Sound und zur Verstärkung des Volumens. Da bei den ersten fünfoktavigen Modellen der „echten“ Celesta, die 1890 bei der Pianofortefabrik J & P Schiedmayer vom Stapel lief, die Klangqualität der untersten Oktave nicht zufriedenstellte, schränkte man den Ambitus bei der nachkommenden Generation auf vier Oktaven ein; momentan sind aber wieder Modelle der ältesten Variante im Einsatz.

Hinlänglich bekannt sind Celestapassagen und die völlige Integration des Instruments in den Orchesterapparat insbesondere aus Werken von Tschaikowsky, Puccini, Widor, Mahler und Richard Strauss, deren Gesamtklangvorstellungen das neue „Gesicht“ – auf der Bühne oder im Graben – offensichtlich entgegenkam. Einen prominenteren Platz räumte Ernest Chausson der Celesta ein, indem er sie bei seiner kammermusikalischen Bühnenmusik zu Shakespeares The Tempest gleichberechtigt neben Flöte, Violine und Harfe setzte.

Alternativ zum Klavier führte sie der Amerikaner Morton Feldman in etlichen seiner Partituren ein; markant ist etwa die eigentümliche Klanggebung mittels Celesta in Rothko Chapel von 1971 für gemischten Chor, Soli und Ensemble. Populärer, da längst zum Ohrwurm geworden, ist da schon der Tanz der Zuckerfee in Tschaikowskys Ballett Der Nussknacker. Gustav Mahlers Symphonie Nr. 8, die manchmal mit größtmöglichem Getöse aufgeführt wird, wurde schon einmals als „Konzert für Celesta und Orchester“ apostrophiert, während Béla Bartóks famose Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta aus dem Jahr 1936 noch eher ein Schattendasein in den Konzertprogrammen, wenn auch nicht auf Tonträger, zu führen scheint. Jedenfalls braucht sich infolge der großen dynamischen Spannbreite des Tons auch nach oben eine Celesta nicht vor der Stentorstimme von Trump(et) & Co. zu verstecken …
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