Wie wir noch sehen werden: ja – im Instrumentalkonzert eher selten, auf der Bühne aus aktuellem Anlass öfter. Und ob „Lieblingssongs“ der Pop- und Rockszene als Abschreckungsmittel wirken, wie die Musikiathek jetzt meint, sei dahingestellt. Vorstellbar wäre zu diesem Zweck eher ein bukolisch-elegisches Oboenkonzert, denn sanfte Klänge aus der von harmlos tändelnder Schäferlyrik inspirierten Barock- und Rokokokunst könnten Alltagsclowns mit den gruseligsten Absichten noch am ehesten verärgern und entwaffnen. Dezibelstarker Diskothekensound dürfte kontraproduktiv wirken, da er der anonymen Fratze die Möglichkeit verschafft, abzutauchen, um dann umso mehr Schrecken zu verursachen.

Parodistische bis überaus ernste Charakterisierungen der Figuren Joker und Two-Face aus der Batman-Story finden sich in Niels Marthinsens Konzert für drei Posaunen und Orchester In the Shadow of the Bat (2009). Die beiden „bösen Buben“, die dem aus Filmen bekannten Pinguinmann – hier durch dröhnende Basstöne dargestellt – sekundieren, werden durch Altposaune und Tenorposaune verkörpert.
Allerdings setzt der dänische Komponist, der schon mit seiner Monster Symphony auf das Fantasy- und Comicgenre setzte, hier seinen ganzen Erfindungsreichtum ein, um das undefinierbare „wahre“ Wesen der Charaktere entsprechend ihrer Maskierung herauszuarbeiten. Unstetigkeit und Verstellungskunst der jeweiligen Persönlichkeit kommen durch mal düstere, mal schräg leuchtende Klangfarben und abrupte Glissandi zum Ausdruck. Marthinsens erklärte Absicht war es damit zu verdeutlichen, dass die Clowns des Plots zufällig komplett wahnsinnig seien.

Two-Face und Joker zeigen sich hier aber mehr oder weniger offen als Verrückte, während bei den „echten“ Horrorclowns der Schrecken nur auf bestimmte Situationen hin kalkuliert erscheint. Gemeinsam mit den „Helden“ des Konzerts ist ihnen allerdings ihre Inszenierung als „Schurken“ oder Kriminelle. Ein wenig übertrieben ist vielleicht die gelegentliche Darstellung von Verdis Figur Otello (nach Shakespeare) als mehr oder weniger böser „Clown“. Und nicht grundlos nehmen ja auch die Darsteller in seinem Maskenball bedrohliche Züge an.

Ob Frank Castorfs kürzlich an der Oper Stuttgart lancierte Inszenierung der Gounod-Oper Faust mit bedrohlichen Clowns in Skelettkostümen im Hinblick auf reale Ereignisse außerhalb des Opernhauses einen glücklichen Effekt hatte, ist fraglich: Die Verkleidung soll im Musikdrama natürlich zur Walpurgisnacht passen, spielt aber ganz bewusst und plakativ auf Halloween Ende Oktober als gleichzeitigem Termin der Aufführung(en) an. Eher könnte eine solche synästhetische Assoziation zu einer Verharmlosung der Horrorclowns beitragen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären im übrigen rein zufällig …
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