Die Offenheit des australischen Metropolenpublikums für eine zeitgemäße Gegenwartskunst spiegelt sich in der rasanten Zunahme crossmedialer Events. Konzerte beziehen heute sowohl avantgardistische audiovisuelle Projekte als auch die kreative Montage simultaner Bühnenereignisse ein, die neue Möglichkeiten des multimedialen Design Engineering einschließlich Computeranimation ermöglichen und Raum für die Improvisation der Interpreten lassen.

Die Werke der Komponistin Susan Hawkins aus den letzten zehn Jahren gehen noch einen Schritt über die ohnehin schon lebendige junge Performancekunst des Kontinents hinaus: Sie trug bislang außer mit gegenständlichen Klanginstallationen im Sinne akustischer „Skulpturen“ auch zum aktuellen Tanztheater bei und schrieb anspruchsvolle klassisch basierte Filmmusik. Sie beförderte ihre künstlerisch-ästhetische Entwicklung durch die Teilnahme an einem internationalen Kurs für professionelle Komponisten und Choreographen in Großbritannien. Mit Aufführungen in Tate Britain und San Francisco sowie mit ihrer Tätigkeit für CESTA als artist in residence im Bereich der internationalen Kooperation anlässlich eines bedeutenden Kunstfestivals in Tschechien erlangte sie Aufmerksamkeit weit über Australien hinaus.

Im „Mutterland“ engagierte sie sich mit einer Dokumentarserie für den Radiosender ABC und arbeitete für den Bundanon Trust. Einer gewissen Modeströmung folgte sie 2007 mit dem Opus buddha’s lightbulb and music of the spheres, das gemeinschaftlich mit Wesley Mulvin konzipiert worden war. Der Musiker Matt Engells spielte die Bassklarinette für ihr 2008 aufgestelltes Video-Audio-Projekt metrics.isolation.home zum Teil improvisierend. Die Installation, die in ihrer visuellen Komponente aus kleinen beschrifteten und transparenten Umschlägen mit Zwischenräumen für Stereolautsprecher bestand, begleitete insgesamt 37 unabhängige Veranstaltungen.

Vor fünf Jahren erschien auf dem Online-Kanal von ABC und einem privaten gemeinschaftlichen Sender das zweite Album der Künstlerin unter dem Titel LIGHT FROM BELOW. 2012 realisierte Susan Hawkins gemeinsam mit dem Choreographen Gareth Belling aus Brisbane und der Truppe Collusion Music Dance Company mehrere interdisziplinäre Projekte, unter denen hier besonders die Ballett-Performance Transient Beauty Erwähnung finden sollte. Von 2013 bis 2014 setzte sie ihr Zusammenwirken mit Collusion Music als Composer in residence an der Universität von Griffith fort. Vor kurzem erst sorgte das Judith Wright Centre of Contemporary Arts, die ideale „Adresse“ der progressiven Künstlerin also, für die Aufführung ihres neuen Balletts Desirelines.
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