Grenzenlose Poesie

Dass der Konzertgitarrist David Malone vor gut zehn Jahren den poetischen Zyklus Four Leunig Pieces und die Italien-Hommage Di Primavera für Gitarre und Marimba auf seiner CD Fretsongs einspielte, beruhte nicht nur auf einer Wahl passender Werke für sein Instrument. Maria Grenfell, die in Neuseeland aufwuchs, in Großbritannien und den USA studierte und sich in Australien niederließ, hatte dem Musiker ihre Werke ganz persönlich gewidmet. David Malone ist mit der Komponistin verheiratet, das Paar lebt heute mit seinen zwei Kindern in Hobart.

Für den enzyklopädisch informierten Pipa-Spieler Wei Cheng und seine Klavierpartnerin Shan Cheng schrieb Maria Grenfell eine sehr perönliche Bearbeitung von vier chinesischen Volksliedern (Master Performers).
Für den enzyklopädisch informierten Pipa-Spieler Wei Cheng und seine Klavierpartnerin Shan Cheng schrieb Maria Grenfell eine sehr perönliche Bearbeitung von vier chinesischen Volksliedern (CD Master Performers).

Worin besteht die Inspiration der kreativen Musikdozentin, die unter anderem von Morten Lauridsen in Los Angeles ausgebildet wurde? Die Einfälle für ihre Orchester- und Kammermusikstücke gehen auf Literatur, insbesondere Poesie zurück, wobei sowohl neuseeländische Texte als auch fernöstliche Musik und Lyrik (Grenfell wurde in Malaysia geboren) sowie visuelle Medien eine Rolle spielen. Die Beschwörung romantischer, naturhaft-idyllischer Szenerien bildet den Ausgangspunkt dieser Faszination, die idealer noch in per se semantisch unscharfer Musik als in sprachlichen Versuchen zu vermitteln ist. So entstanden Poems of a bright moon (2000) für die Triobesetzung Flöte, Klarinette und Klavier und Fanfare for a city (2001), das vom Adelaide Symphony Orchestra uraufgeführt wurde.

Das neuseeländische (Maori-)Dorf Tikitiki im Gisborne-Distrikt (Prankster, 29.12.2008, CC-Liz.)
Das neuseeländische (Maori-)Dorf Tikitiki im Gisborne-Distrikt (Prankster, 29.12.2008, CC-Liz.)

 

Grenfells Five Songs from the East für ein Streichinstrument mit Klavier wurden im Zuge ihrer Fertigstellung von dem Pipa-Spieler Wei Deng und seiner Partnerin, der Pianistin Shan Deng 2012 in Hobart aufgenommen. Sie fußen auf vier chinesischen Volksliedern, in denen es um den anmutigen Gesang eines kleinen Vogels, um einen bestimmten Baum, eine Unterredung, eine Blüte und ein Lied aus Lao Yo geht. Eine eher ungewöhnliche Orchesterbesetzung sah Maria Grenfell mit dem heimatbezogenen Flötenkonzert Maui Tikitiki a Taranga aus dem Jahr 1998 vor: Hier ergeben sich besondere klangliche Effekte aus dem Zusammenspiel von Oboen, Klarinetten, Fagotten, F-Hörnern, Trompeten, Schlagzeug mit der Flöte und den Streichern, die versuchen, das spezifisch neuseeländische Südseekolorit einzufangen. Das Tasmanische Symphonieorchester spielte neben anderem 2004 unter dem Dirigenten Richard Mills ihre Orchesterkomposition River mountain sky ein.

das Herzstück der CD Fretsongs bilden die Stücke für Gitarre sowie Gitarre und Marimba, die Maria Grenfell für ihren Mann David Malone komponierte (Tall Poppies 2005, B000GH3AWC).
Das Herzstück der CD ‚Fretsongs‘ bilden die Stücke für Gitarre sowie Gitarre und Marimba, die Maria Grenfell für ihren Mann David Malone komponierte (Tall Poppies 2005, B000GH3AWC).

Erst vor zwei Jahren veröffentlichte Maria Grenfell mit Tarraleah für Kammerorchester mit Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Streichern ein dem Anlass nach ziemlich unkonventionelles Stück: Sie bezieht sich darin auf den uralten, aus dem Hochmittelalter stammenden polnischen Kirchenhymnus Bogurodciza, den sie von polnischen Ingenieuren und Arbeitern kennenlernte; diese hatten mit großem Geschick unter schwierigsten Bedingungen die ersten Wasserkraftwerke auf tasmanischem Boden errichtet und dabei, wie die Komponistin selbst erfahren durfte, ihren Humor nie verloren …

 

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