Abgesehen von einem namhaften Star, der zwischen 1950 und 1954 auf einer Militärbasis in Deutschland stationiert war und dort erste Erfolge als Musiker feierte (nämlich Elvis Presley), ist von Komponisten unter den US-Soldaten wenigstens hierzulande nicht eben viel bekannt geworden. Zum Kaiserslauterner NATO-Fest am 11. Juni 2011 trat der Trompeter Andrew Held als Mitglied des USAFE-Ensembles in Erscheinung, der einst fünfzehn Jahre auf einer deutschen US-Militärbasis gedient hatte und sich anlässlich des Wiedersehens fühlte, als würde er „nach Hause kommen“. Paul Hindemith nutzte bekanntlich nach dem Krieg den Kontakt zu Musikern unter den GIs, um Post an wichtige Exil-Kollegen in den Vereinigten Staaten zu übermitteln.

Als Soldaten der US-Armee Garmisch-Partenkirchen okkupierten, bat sie Richard Strauss in resigniert-abweisendem Ton, sie sollten sich nicht in seiner Villa einzunisten. Das Verhältnis zwischen den Besatzern und dem Komponisten scheint sich in Folge aber nicht so schlecht entwickelt zu haben, denn immerhin inspirierte der Oboe spielende Soldat John Lancie, der beim Symphonieorchester von Pittsburgh angestellt war, Strauss zu seinem Oboenkonzert.

Spuren amerikanischer Komponisten in Nachkriegsdeutschland seien hier nur gestreift: Der aus Minneapolis stammende frühtalentierte Organist Everett Burton Helm etwa wurde 1948 in seiner militärischen Funktion eines Theater- und Musikoffiziers der US-Army zum Direktor der Theater in Wiesbaden ernannt, wo er zwei Jahre wirkte, sich dann aber mit einem großzügigen amerikanischen Stipendium ins venetische Asolo zurückzog, wo er bei Gian Francesco Malipiero weiterstudierte und bis auf die letzten beiden Lebensjahre wohnte. Letztlich trug er, unter anderem mit seinem Konzert für 5 Soloinstrumente, Schlagzeug und Streicher von 1954 wesentlich dazu bei, dass sich die spezifisch amerikanische experimentelle Musik, die er von seiner Hochschulzeit bei Walter Piston mitgebracht hatte, auch in Deutschland etablieren konnte.

Die Navy der US-Armee unterhält in Virginia Beach eine eigene Musikakademie die Militärmusiker ausbildet. Es scheint zunächst, dass damit das Repertoire und die instrumentale Ausbildung durch die Ausrichtung auf die traditionelle Praxis der Bands an den Standorten begrenzt ist. Dagegen spricht, dass es sich um ein – im Verhältnis zu Westeuropa und insbesondere Deutschland – pragmatisches Studium aller denkbaren Instrumente des Symphonieorchesters handelt – und nicht nur „Pauken und Trompeten“ sowie andere Blechbläser in erster Reihe stehen.
Die Pflege von Blues, Bluegrass, Country und Dixieland Jazz spielt zwar bei den kontextabhängigen „Einsätzen“ der Militärmusiker die tragende Rolle, doch verfügen die Ensembles auch über eine solide Kenntnis der klassischen Genres, insbesondere natürlich, wenn es um das Werk von John Philip Sousa geht, der die Tradition der amerikanischen Militärmusik eigentlich erst begründete. Seiner Musik wurde auch in den deutschen US-Kasernen durchgängig ein hoher Stellenwert eingeräumt. Die Präsenz der amerikanischen Armee nach dem Krieg führte einerseits zwar zur Adaptation experimenteller Musik in Mitteleuropa, doch war es eigentlich der Einfluss des populären Country-und-Western-Stils, der bald deutsche Radiosender und Hörgewohnheiten nachhaltig prägte.
Schreibe einen Kommentar