Als Schüler des seinerzeit revolutionären Symphonikers Zygmunt Noskowski tendierte Ludomir Różycki einerseits zu einer Ästhetik, die sich von den „Dogmen“ des Sonatenhauptsatzes und der traditionellen Tonsatzlehre emanzipieren wollte. Daraus aber, dass er im Anschluss an seinen Besuch des Warschauer Konservatoriums in Berlin Unterricht bei Engelbert Humperdinck nahm, erklärt sich der andere, konservativere Zug seiner Ausrichtung, der der so genannten neudeutschen Schule zu verdanken ist. Aus dieser erklärt sich auch Richard Strauss‘ Einfluss auf sein Schaffen, wobei er gleichzeitig einen Hang zum Impressionismus pflegte. 1905 gründete er zusammen mit zwei Vertretern der tatsächlich modernen Bewegung „Junges Polen“ 1905 eine Verlagsgesellschaft zur Edition eigener Werke.

Nachdem der Sohn eines namhaften Pianisten von 1908 an drei Jahre als Dozent und Opernkomponist am Lemberger Konservatorium gewirkt hatte, zog es ihn wieder für einige Zeit nach Berlin, schließlich ging er erneut nach Warschau. Hier gründete er 1926 den polnischen Komponistenverband. Älteren nationalromantischen Tendenzen folgend bezog der zunehmend traditionsbewusstere Komponist auch Anregungen aus der polnischen Folklore. Spätromantische Tendenzen, zu denen auch eine Sympathie für Chopins, Tschaikowskys und Brahms‘ Klaviermusik kam, ließen ihn fortan einen lyrisch-expressiven Stil mit deutlich herausgearbeiteter Themenbildung pflegen.

Unwiederbringlich verloren sind etliche von Różyckis unveröffentlichten Kompositionen, die beim Brand seines Hauses infolge des Zweiten Weltkriegs in Flammen aufgingen. Und bedauerlicherweise fand auch die bekannte Ballettmusik Pan Twardowski von 1921 auf Tonträger bislang keine ausreichende Beachtung.

Das BBC Scottish Symphony Orchestra unter Łukasz Borowicz legte allerdings in diesem Jahr eine äußerst stimmige Interpretation seiner Klavierkonzerte Nr. 1 und 2 sowie der Ballade in G-Dur vor. Der beim Label Hyperion in der Reihe The Romantic Piano Concerto seit langem bewährte Solist Jonathan Plowright sorgt auch hier wieder für einen klaren, voluminösen und perlenden Ton, mit dem er den romantisierenden Charakter der Werke prägnant hervorzaubert und so den Vorlieben und Intentionen des Komponisten sicher nahekommt.
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