Singuläre Fusionen

Das New York Symphonic Jazz Orchestra trägt schon die zwei Welten im Namen, die Sonia Jacobsen immer zusammenführen wollte. Die australische Dänin mit einem musikwissenschaftlichen Diplom aus Lyon und einer Goldmedaille im Fach Jazzsaxophon und Komposition vom Konservatorium in Chambery gründete die Formation in einem per se brodelnden Melting Pot der Stile, in dem auf jede neue Bigband reichlich Konkurrenz wartete – kaum anders als in George Gershwins mittlerer Schaffensperiode. Ungewöhnlich ist, dass zu den 33 Musikern einmal zwar traditionelle und auch weniger konventionelle Jazz-Instrumentalisten zählen, genauso aber Streicher wie im klassischen Symphonieorhcester. Dabei geht es keineswegs darum, Ambivalentes und sich (scheinbar) Ausschließendes zu kontrastieren.

Mit Stücken wie There will Be One, Expectations und Ocean auf ihrer CD "Avalanche" sorgte Sonia Jacobsen für Begeisterung (B000008RLP).
Mit Stücken wie There will Be One, Expectations und Ocean auf ihrer CD „Avalanche“ sorgte Sonia Jacobsen für Begeisterung (B000008RLP).

Vielmehr war es das erklärte Ziel der Dirigentin und Programminitiatorin Sonia Jacobsen, die 1967 in Camden in New South Wales das Licht der Welt erblickte, auch andere Stile in die Konzerte zu integrieren, Funkelemente ebenso wie Folk und Ethnomusik. Es geht allerdings nicht darum, unverbunden eines neben das andere zu stellen, sondern bewusst um eine kreative Fusion, die neue, ungewöhnliche Klangspektren hervorbringen konnte. Hier spielt eine weitere Neigung der Komponistin, nämlich zur elektroakustischen Musik hinein; sie legte vor Jahren auch ein Akustikexamen an einem renommierten Institut in Grenoble ab und interessierte sich weiterhin für elektronisch erzeugte Klangsphären.

Andersens Märchen vom "hässlichen Entlein" inspirierte nicht nur Walt Disney, sondern auch die australisch-dänische Komponistin und Saxophonistin Sonia Jacobsen (Ill. von Vilhelm Pedersen, upl. LaSylphide, 22.1.2008, US p.d.).
Andersens Märchen vom „hässlichen Entlein“ inspirierte nicht nur Walt Disney, sondern auch die australisch-dänische Komponistin und Saxophonistin Sonia Jacobsen (Ill. von Vilhelm Pedersen, upl. LaSylphide, 22.1.2008, US p.d.).

Dass gute Unterhaltung für ein größeres Publikum im engeren Sinn trotz akademischen Backgrounds nicht ausgeschlossen ist, zeigt Sonia Jacobsen mit ihrem Konzert für Saxophon, Streicher und Perkussion The Ugly Duckling (1999), das streckenweise an die Soundformate von Disney-Zeichentrickfilmen erinnert. Das opulente Werk geht ganz dezidiert auf Hans-Christian Andersens Geschichte vom hässlichen Entlein ein, das sich schließlich als Schwan entpuppt.

Erst vor kurzem fand die Uraufführung einer kammermusikalischen Erweiterung des Klavierstücks In anticipation für Klarinette und Klavier (2014) durch Marita Rodríguez und Suzel Díaz statt, die auf der 50. Ausgabe der Selected Works by AMC represented artists zu hören ist. Mit The Butcherbird fügte Jacobsen ihrem Saxophonoeuvre ein weiteres Konzert hinzu, das auf die menschlichem Pfeifen täuschen d ähnliche Tonerzeugung des Vogels Bezug nimmt. Für Streichquartett komponierte sie 1996 Melting pot, das ihre spezielle Auffassung von einer Mischung aus klassischen mit Jazz-Merkmalen deutlich belegt. In Havannas Sala Cervantes sorgte im Januar 2014 eine Aufführung mit einem ausschließlich von Künstlerinnen besetzten kubanischen Quartett für Aufmerksamkeit.

 


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