Sänger von der nicht nur durch Wirbelstürme heftig gebeutelten Gewürzinsel Grenada kommen regelmäßig zum Karneval nach Trinidad und Tobago. Für die Musiker von der bis heute britisch verwalteten „Insel über dem Wind“ ist es bis Port of Spain schließlich „nur“ ein Katzensprung von nicht einmal 160 Seekilometern. Wie andernorts im südöstlichen, nicht weit von der venezolanischen Küste gelegenen Teil der Karibik herrschen hier drei etablierte Tanzformen und Musikstile auf: Soca, Calypso und Reggae.

Einige Jahre später noch als in den schwarz geprägten Stadtteilen New Yorks griff der HipHop in den jungen Szenen der grenadinischen Hauptstadt St. Georges und anderen Teilen der Insel um sich. Rap wurde zum regelrechten Underground-Sprachrohr der Jugendlichen, während aktuell der Zouk zunehmend Anhänger gewinnt. Der mit dem Karneval verbundene Sprungtanz wurde auf Martinique und Guadeloupe von der Band Kassav‘ vorangetrieben, beruht auf Reisen haitianischer Künstler vom Ende der 1970er bis zu den späten 1980er Jahren im Gebiet der französischen Antillen. Diese leiteten ihn von dem praktizierten Tanzmodus des secouer im Sinne von „heftig und wiederholt schütteln“ ab. In gewisser Weise handelte es sich dabei um eine Art kultureller Selbstbehauptung angesichts der übermächtigen Verbreitung von Merengue und Compas auf den französischsprachigen Inseln.

Über diese neuartige Entwicklung hinaus behaupten sich auf Grenada die ältesten indigen indianischen Musikstile und der lange zurückreichende afrikanische Einfluss weiter. Dabei dürften bislang Musik und kulturelles Leben angesichts diverser politischer und klimatischer „Katastrophen“, die die Insel heimsuchten, auch der Zuflucht und Selbstbestätigung gedient haben:

Schließlich wurde während der britischen und französischen Kolonialzeit die angestammte Bevölkerung fast ausgerottet, 1983 verscherzte es sich der dank seiner Sozialreformen zu Hause populäre Präsident Maurice Bishop wegen kuba- und sowjetfreundlicher Politik mit der damaligen US-Regierung, die auf Bitten des Generalgouverneurs Paul Scoon später in einer militärischen Invasion das neue Regime (gegen den Willen der britischen Regierung) stürzte. Sowohl 2004 als auch 2005 wurde das Land von schweren Hurrikans heimgesucht.
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