Im noch jungen neuen Jahr wartet ein bekannter Musikverlag in Kassel unter dem Motto Haute-contre mit zwei Bänden Tenorarien und Klavierauszug aus Jean-Philippe Rameaus Opernschaffen ebenso auf wie mit einer kritischen Neuedition von Dvořáks Dumky-Trio. Als weniger spektakulär darf hingegen die aktuelle Ausgabe von Beethovens 1. Klavierkonzert bezeichnet werden, als bemerkenswert die von Andreas Friesenhagen vorgelegte Urtextedition von Haydns in England komponierter Symphonie „Oxford“ G-Dur im Rahmen der fortlaufenden Gesamtausgabe. Aha-Erlebnisse verspricht Schotts mit Simon Laks‘ neoklassizistischem Divertimento für Flöte, Geige, Violoncello und Klavier als seinem letzten umfangreicheren Werk sowie mit der Studienpartitur von Gerald Barrys No other People, die auf einen – 2009 eingelösten – Auftrag des RTÉ Symphony Orchestra aus Dublin zurückgeht.

Zum Shakespeare-Jahr 2016 passt deckungsgleich die im gleichen Haus erschienene Partitur eines Chorwerks aus dem Haus des jungen britischen Komponisten Huw Watkins, das auf dem Klagegedicht The Phoenix and the Turtle beruht. Als Klavierauszug mit Cellostimme liegt nun Pēteris Vasks‘ Concerto No. 2 „Presence“, das Sol Gabetta Ende 2012 in Gent mit der Dirigentin Candida Thompson zur Uraufführung brachte. Das Mainzer Verlagshaus gab nun auch Peter Eötvös‘ Dodici per sei für sechs Cellisten heraus, die 2013 zum ersten Mal den Schreibtisch des Komponisten verließen und bereits zwei Jahre später in revidierter Fassung vorlagen. Christian Schumann richtete für diese überarbeitete Fassung die Stimmen ein.

Die Klavierfassung von Griegs Peer-Gynt-Suite ist als Urtextausgabe nun bei Henle erschienen. Das hört sich zunächst zwar wenig aufsehenerregend an, doch wurde hier zum ersten Mal seit 120 Jahren wieder der vom Komponisten aus der 2. Suite entfernte Tanz der Bergkönigstochter aufgenommen, ein Kleinod aus der gesamten Klaviermusik des Norwegers. Sein lebendiger Landsmann Einar Steen-Nøkleberg, ein renommierter Pianist und Grieg-Experte, konnte als Mitherausgeber und für die Revision der Fingersätze gewonnen werden.

Gleich zu Beginn dieses Jahres gab es eine weitere angenehme Überraschung für Pianisten, die an der Ergänzung ihres Repertoires durch romantische Literatur interessiert sind: Isaac Albéniz‘ pittoreske und schwungvolle Stadtminiatur Sevilla, 1886 in seine Suite española op. 47 eingefügt, erschien in Forstenried nun in der Urtextausgabe für Klavier. Nach ihrem ersten Erscheinen war der Satz unmittelbar von spanischen Gitarristen genommen worden, während er dank der Neuausgabe hierzulande an seinen ursprünglichen Ort – ans Piano nämlich – zurückfindet.
Schreibe einen Kommentar