Mit dem Paukenschlag einer sehr individuell instrumentierten Orchesterkomposition meldete sich Brian Howard Mitte der 1970er Jahre im öffentlichen Konzertbetrieb erstmals deutlich zu Wort: Il tramonto della luna („Der Monduntergang“) sieht eine Besetzung mit deutlichem Klangübergewicht der tiefen Holz- und Blechbläser sowie der Flöten und des Schlagwerks vor. Der beginnenden Komponisten- und Dirigentenkarriere gingen Studien bei Peter Sculthorpe voran. Seine Teilnahme an Meisterklassen führte ihn zu den Kursen für Neue Musik in Darmstadt und zu Peter Maxwell Davies nach Montepulciano. Die Kunst des Taktstockeinsatzes erlernte er beim renommierten Orchesterleiter Georg Tintner in Adelaide, später bei Michael Gielen in Basel und unter der Ägide Neville Marriners.

Die ersten Stationen als Dirigent führten Brian Howard aus Melbourne wiederum nach Europa, zunächst nach Paris, wo er später auch dauerhaft agierte, anschließend zum Königlichen Dänischen Ballett nach Kopenhagen und zur niederländischen Stiftung Eduard van Beinum. In Australien zurück dozierte er zunächst in Sydney und wurde dann zum musikalischen Leiter des West Australian Ballett ernannt. Er bediente die verschiedensten Genres einschließlich eines Zyklus von 4 Präludien für Klavier, von denen das erste und das vierte 1996 im 3. Band der von Sally Mays herausgegebenen Sammlung Australian Piano Music erschienen.
Doch Howards eigentliches Lieblingsbetätigungsfeld war bislang die Oper: Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichten Metamorphosis (1982) nach Franz Kafkas Erzählung in Kooperation mit dem Librettisten Steven Berkoff und Whitsunday (1988) für die Australische Oper zusammen mit Louis Nowra – mit dem er bereits sein erstes Bühnenwerk Inner Voices (1979) auf die Beine gestellt hatte.

Seine neuesten Werke zeigen wieder die ganze Varianzbreite des Schaffens: 2011 verließen das Komponistenatelier die für 2 Violoncelli mit Orchester geschriebenen Nocturnes for the King of Naples, die sich nicht nur auf die von John Field eröffnete romantische Klaviergattung beziehen, sondern womöglich einen Seitenhieb auf die Tradition von Bachs Goldberg-Variationen darstellen, die ebenso einen Fürsten in seinen „teuren“ Schlaf wiegen sollten. Die Stücke Voyages 1-8 (2012) mit ihren abenteuerlich kühnen und exotischen Höhenläufen, schrillen Passagen sowie expressiven Jazz-Vibrati sind dem Sopran- und Altsaxophon zugedacht und wurden von James Nightingale & Friends auf dem 16. Welt-Saxophon-Kongress im schottischen St. Andrews dem staunenden Publikum präsentiert. Our Lady of the Flowers aus demselben Jahr stellt ein Violinkonzert dar.

Aus musikästhetischer Sicht dominiert in den Vokalkompositionen neben der Umsetzung der dramatischen Aktion in Töne ein struktureller Formalismus, die rein instrumentalen Werke weisen eine differenzierter durchdachte, häufig komplexere Satzweise auf. Thematisch betrachtet interessieren den Komponisten, der ab 1992 am Westaustralischen Konservatorium weiterwirkte, die lebende und die kosmische Natur auch unter ihren romantischen Aspekten; davon zeugen die kammermusikalischen Stücke The Rainbow serpent und The secret garden für Flöte, Schlagzeug, Klavier und Violoncello ebenso wie die Orchesterwerke Earthshine, Starburst, Gravity’s rainbow oder Wildbird dreaming.
Schreibe einen Kommentar