Nach der Meininger Wiederaufnahme von Gaetano Donizettis romantischer Opera buffa Don Pasquale am 27. September fiel die zweite Aufführung am gestrigen Sonntag nicht weniger berückend aus. Sang Elif Aytekin noch in der neuen Premiere exzellent den Part der übermütigen und trickreichen Norina, so sprang bei der Wiederholung nun Monika Reinhard mit ebenso großem Erfolg und brillanten Koloraturen für sie ein. Norina ist die keineswegs wohlhabende Geliebte von Don Pasquales Neffen Ernesto, der sie heiraten will – der Hausherr selbst ein ebenso heiratswilliger, aber reicher alter Junggeselle.

Als sich Ernesto weigert, eine Dame aus dem Geldadel zu ehelichen, will ihn der standesbewusste Onkel aus dem Haus werfen. Da setzt sich Doktor Malatesta nach einem mit Norina schlau eingefädelten Plan für das junge Paar ein. Er gibt sie als seine im Kloster aufgewachsene Schwester Sofronia aus und bringt es so fertig, den Alten mit ihr zu verheiraten – wobei sie ihm das häusliche Zusammenleben gründlich verleidet. So wird Don Pasquale nach einem inszenierten Stelldichein Ernestos mit der vermeintlichen Sofronia schließlich gezwungen, die Liebenden zusammenzugeben.

Die aufklärungslastige Moral von der Geschicht‘, ein Mann im hohen Alter solle nicht mehr heiraten, stammt in ironischer Duplikation aus der Mottenkiste der Commedia dell’Arte und auch Molières Figurentypen sind in überzeichneter Deutlichkeit überall präsent. Der Regie von Knut Weber gelingt es am Staatstheater Meiningen diese Ironie ebenso wie die schon im 18. Jahrhundert gängige Maskerade an jeder Stelle bewusst zu halten: Sei es, indem der Chor der (dank Norinas bezirzender Dreistigkeit) drastisch vergrößerten Hausdienerschaft in roter Hausgeisteruniformierung mit Spitzhut auftritt, sei es, indem Geani Brad – der übrigens in perfektem Italienisch deklamiert – alias Doktor Malatesta in mephistophelischem Knautschlackrot auftritt oder Norina ihre Verführungskünste in diversen Kostümierungen erprobt.

Schon in der Partitur bereichern ja die Seitenkommentare des Trickster-Trios bereichern viel Witz den Fortrgang der Handlung. In dieser Aufführung unterstützen die Solisten dazu die überspitzte Darstellung der Charaktere nach Kräften: Hürden in den schwierigen Koloraturpassagen Monika Reinhards in Norinas Rolle oder die Protesttiraden des tief brummenden amerikanisch-griechischen Basssängers Stephanos Tsirakoglou in der Hauptrolle des Übertölpelten werden mit Leichtigkeit – und ebenso charmant wie widerborstig – genommen. Geani Brads Stimme, der übrigens Multi-Tasking in Vollendung vorführt, wenn er gleichzeitig singt und ein Bett baut, ist hier absichtsvoll mehr erzählerisch gehalten, während Xu Changs Tenorpartie mit Schmelz und Temperament die Ausdrucksqualität des hoffnungslos verliebten Ernesto trifft.
Auch bei der zweiten Aufführung hätten viele dem Meininger Ausnahmetheater volle Ränge gewünscht, denn die Interpretation ließ selbst in der Wiederholung an diesem sonnigen Herbstsonntagnachmittag und dank der Leitung des jungen Dirigenten Mario Hartmuth kaum irgendetwas zu wünschen übrig. Und selbst in den höheren Rängen weist der Theaterraum eine hervorragende Akustik auf, die Solisten- wie Orchesterstimmen „auf Ohrenhöhe“ abbildet.
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