Aus der Vogelperspektive sieht ein Flugreisender die in unterschiedlichen Konstellationen flimmernden Lichter einer Stadt, die den Neuankömmling willkommen heißen. Dieser Glanz wirkt einladend und beruhigend zugleich. Stuart Greenbaum, Schüler von Brenton Broadstock und Barry Conyngham an der Universität Melbourne, suchte dieses freudig stimmende Erlebnis mit seiner Komposition City lights, a mile up vor zwei Jahren in Klänge zu bannen. Die Illumination der Stadtlichter in der Dämmerung weckt hier durch die Glissandowirkungen synkopierter Akkorde der Streicher in einer weitgehend tonalen, aber unkonventionellen Klangumgebung die Vorstellungskraft des Zuhörers. Das Stück wurde in einer Aufnahme mit dem Tasmanian Symphony Orchestra dank der Hush Music Foundation zusammen mit weiteren originellen Werken wie Maria Grenfells Rock hopping und Nigel Westlakes Diving with George auf die CD The Magic Light gebrannt.

Zuletzt sorgte Stuart Greenbaum, der als Hochschullehrer für Komposition schon etliche namhafte australische Schüler hervorbrachte, für Aufmerksamkeit mit seinem Konzert für Orgel und Bläser The gradual slowing of the Earth (2014). Es ist dem Phänomen geschuldet, dass sich die Erde seit 4 Billionen Jahren unmerklich langsamer dreht. Die Komposition wurde mit Unterstützung des Melbourne City Council und dem Musikkorps der Australischen Luftwaffe zur Aufführung gebracht. Luft- und Weltraumperspektiven auf die Erde faszinierten Greenbaum schon vor etlichen Jahren: 1995 erschien seine – drei Jahre später überarbeitete und mit dem Classical Music Award des Jahres 2008 ausgezeichnete knappe „Hymne an die Freiheit“ unter dem Titel 90 minutes circling the earth. Ihre Instrumentation sieht eine individuelle Mischung aus Blech- wie Holzbläsern, Kontrabass und Streichern vor und wurde vom Melbourne Symphony Orchestra auf Popular classics eingespielt.

Nachdem Stuart Greenbaum mit seiner Sonate für Altsaxophon und Klavier 2001 den ersten Preis des Kompositionswettbewerbs Albert H. Maggs abgeräumt hatte, hat auch in den letzten Jahren bevorzugt Kammermusik seine Werkstatt verlassen: Eine Kontemplation von Erde und Sonne in einem sich erweiternden Universum imaginiert die 2013 entstandene Sonate für Klavier vierhändig mit ihren drei Sätzen Solar, The Expanding Universe und Earthrise, die für Anna Grinberg und Liam Viney komponiert wurde. Die serbische Geigerin Nemanja Radulovic spielte 2012 seine aktuellen von der Violinmusik des Balkan deutlich beeinflussten Solo-Variationen, die aber eigentlich eine Auskoppelung aus der umfangreicheren, bewusst traditonell gehalteten Dance Music for Concert Halls für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier darstellen. Der etwas paradox anmutende Titel verweist darauf, dass Tanzmusik einen nur sitzenden Zuhörer auch innerlich zum Tanzen bringen kann. Daraus ging im gleichen Jahr auch seine Serenade für Cello und Klavier hervor, die Greenbaum Svetlana Bogosavljevic und Timothy Young als Solisten auf den Leib schrieb.
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